Barone, Bauern und Bolschewiken in Estland
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Zehn Jahre nach der Gründung der Republik Estland (1918) heiratete der schwedische Major und Journalist Carl Axel Mothander (1886 bis 1965) Benita Baronesse Wrangell (1878-1967) aus einer der ältesten Familien des baltischen Adels. Gemeinsam bewirtschafteten sie, was nach einer radikalen Agrarreform von dem alten Wrangellschen Rittergut Tois unweit der Landeshauptstadt Reval (Tallinn) übriggeblieben war. In Reval lebten sie in einem Adelspalais auf dem Domberg. Mit dem Molotov-Ribbentrop-Vertrag (1939) kam Estland in Stalins Interessenssphäre, und die deutschbaltische Bevölkerung Estlands wurde umgesiedelt. Das Ehepaar Mothander-Wrangell harrte vorerst im Land aus und erlebte, wie Estland im Sommer 1940 von der UdSSR besetzt und annektiert wurde, bis die beiden schließlich in die schwedische Heimat des Verfassers ausreisen durften. Mothanders Schilderungen der Zwischenkriegszeit in Estland aus der Perspektive sowohl eines Schweden als auch der deutschbaltischen Restgutsbesitzer gehört zu den wenigen Darstellungen, die wir hierüber besitzen. Mit eleganter Feder und einer guten Portion Humor hält er die Erinnerung an eine untergegangene Welt fest. Seine Schilderung ist zugleich von erheblicher politischer Aktualität, da er als Augenzeuge von der Wirklichkeit der gewaltsamen sowjetischen Aneignung des Baltikums berichtet. Damit widerlegt er die bis auf den heutigen Tag von Moskau aufgestellte Behauptung eines freiwilligen Anschlusses an die UdSSR. Dieses Buch ist 1943 auf schwedisch in Finnland und 1998 auf estnisch in Tallinn erschienen und wird jetzt erstmals auf deutsch vorgelegt.