Europa kommt aus dem Orient
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"Dieser Beitrag wurde geschrieben als Reaktion auf unzählige Berichte in konservativen Medien sowie auf Statements von Politikern, Kirchenvertretern, Historikern und Verbandsvertretern zu den Verhandlungen zum EU-Beitritt der Türkei in den letzten Jahren. In diesen Berichten und in zahlreichen Diskussionsforen wird hemmungslos mit plumpen, islamfeindlichen und rassistischen Klischees argumentiert. Erschreckend ist, dass insbesondere diejenigen ihren Ressentiments freien Lauf lassen, die sich auf das Christentum berufen bzw. das 'Christliche' in ihrem Parteinamen voranstellen. Erschreckend ist auch das Auftreten 'christlicher' Fundamentalisten, die Europa ausschließlich als Erbe und Plattform einer 'christlichen Identität' und keineswegs als politisches Projekt ansehen. Sie lehnen die Aufnahme der Türkei in die EU kategorisch ab, selbst wenn das Land die Beitrittskriterien voll erfüllt und nehmen ständig Bezug auf die Bedrohung des 'christlichen Europas' durch die 'Orientalen'. Mein Hauptanliegen ist nicht die Aufnahme der Türkei in die EU, sondern die Kritik an jenen Politikern und Amtschristen, die kulturalistisch argumentieren und dieses Thema offensichtlich für Wahlkampfzwecke und Stimmenfang populistisch instrumentalisieren. Zudem belastet diese Diskussion die Beziehungen zwischen den EU-Staaten und der Türkei und beeinträchtigt zusätzlich das Zusammenleben von Deutschen und Türken. Und es steht zu befürchten, dass die populistische Instrumentalisierung dieses Themas auch nach der Aufnahme der Beitrittsverhandlungen nicht beendet ist, sondern unvermindert fortgesetzt wird."