Historismus und Gattungsbewusstsein bei Richard Strauss
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Das Selbstbewußtsein, mit dem Strauss sein künstlerisches Schaffen von dem seiner Zeitgenossen abhob, deutet auf eine Strategie, mit der er sich in die Musikgeschichte einzuschreiben gedachte. Vorliegende Arbeit widmet sich dieser Strategie. Strauss’ Selbstverständnis gründete im Bewußtsein der Geschichtlichkeit von Kultur. Überzeugt, der Fokus der historischen Entwicklung sei die Erkenntnis der menschlichen Seele, sah er die Oper als Ziel der gesamten Kulturgeschichte an: Der Verbund von Stimme und Orchesterpolyphonie befähige sie zum Ausdruck eines sonst unerfahrbaren psychologischen Wissens. Strauss positionierte sich an das Ende einer Entwicklung, deren Gipfel Wagners Werk markierte. Nur bedingt glaubte er an musikalische Neuerungen in der Gegenwart. Konsequenz dessen war die Idee, kein bestimmtes Genre der Oper neu zu begründen oder weiterzuführen, sondern durch die Reflexion je verschiedener historischer Operngattungen die Gattungsgeschichte exemplarisch zu ihrem Abschluß zu bringen. Katharina Hottmann läßt vor allem die Quellen zu Wort kommen, um die vielleicht zentralste Seite von Strauss’ Persönlichkeit zu zeigen: die Besessenheit, Musik als höchstes Kulturgut zu bewahren und zu vollenden. Sie zeigt, inwiefern Strauss’ Geschichtsbewußtsein sein Verständnis von der Oper als Gattung und damit seine kompositorische Haltung bestimmte. Wichtig sind dabei seine Vorstellungen zur institutionellen Organisation. Den Opernhäusern schrieb er die Funktion von Museen zu, in denen ausschließlich die herausragendsten Werke Platz haben dürften. Aus seiner Repertoirepolitik erschließt sich der 'innere Spielplan', aus dem Strauss komponierend die Vielfalt der Gattungsbezüge gewann. Das wird analytisch an mehreren Opern der Zwischenkriegszeit exemplifiziert: Intermezzo, Die ägyptische Helena, Arabella und Friedenstag.