Alfred Kirchhoff (1838 - 1907): "Erdkunde" und "Nation"
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Die Nation auf der Basis der Verfassung des 2. Kaiserreichs von 1871 sei – so Alfred Kirchhoff (1838-1907) – latent gefährdet. Sie brauche Stabilität. Diese könne eine naturwissenschaftlich-naturalistische Geographie erreichen, wenn der Staat die Geographie als echte Wissenschaft akzeptiere und gleichzeitig institutionalisiere und wenn die Geographie zur Erdkunde mutiere – also zu einer Lehre über die natürlichen Raumdeterminanten. Dieses Geographieverständnis ist zu Zeiten Kirchhoffs stark umstritten, das heißt ein disziplinäres Paradigma existiert nicht. Die Erdkunde als naturdeterministisch begründete Raumlehre ist nach Kirchhoff die Wissenschaft, die über ihre Schul- und Hochschuldidaktik dazu beitrage, die Informationen bereitzustellen, damit die Nation als „permanentes Plebiszit“ der Bevölkerung sichtbar wird und dauerhaft Stabilität gewinnt. Dieser Vorschlag birgt viele Implikationen, erst recht führt er zu vielen disziplininternen wie -externen Fragen und Einwänden, und das nicht nur aus heutiger Sicht.