Der Mensch ist ein sehr seltsames Möbelstück
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Ida Liefrinck, am 22. Juli 1901 in Arnhem geboren, fand nach Umwegen im Büro des Rotterdamer Stararchitekten J. J. P. OUD eine Tätigkeit, wurde durch ihn mit der Kunstrichtung De Stijl vertraut gemacht und entwarf in seinem Auftrag Möbel für die legendäre Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Sie gehörte den avantgardistischen Vereinigungen Opbouw und De 8 an, entdeckte ihre Leidenschaft für Stühle aus Rattan und praktizierte in den Deutschen Werkstätten Hellerau. Hier lernte sie Alice kennen, die Gattin des umstrittenen Berufsrevolutionärs Otto Rühle, die ihr einredete, Ida sei ein Dienstmädchenname, weshalb sich die junge Frau fortan Liv nannte. Der Elektroingenieur Falkenberg konfrontierte sie mit den Ansichten der Kommunisten. Als Arbeiter-Samariterin beteiligte sie sich an einer kommunistischen Demonstration, wurde des Landes verwiesen und von Otto Falkenberg geheiratet. Trotzdem ging das Ehepaar 1933 ins holländische Exil, wo Liv die Familie als freischaffende Designerin ernährte: Sie entwarf Möbel und Gläser, die noch heute in Ausstellungen gezeigt werden, stattete ein Irrenhaus und den Tanker Pendrecht aus, besuchte den CIAM-Kongress in Paris, wo sie Picassos Bild „Guernica“ erlebte und kehrte nach der Befreiung ihres Landes nach Dresden zurück, wo ihr aus dem KZ entlassener Mann hoher Funktionär geworden war. Sie beteiligte sich am Aufbau der Leipziger Messe, richtete die Parteihochschule, die Verwaltungsakademie, die Wirtschaftsschule der im Entstehen begriffenen DDR mit ein, entwarf Möbel für das Haus von Friedrich Wolf und hätte wahrscheinlich auch hier eine glänzende Karriere gemacht, wenn ihr Mann nicht als Diplomat nach Prag, Neu-Delhi und Moskau geschickt worden wäre. Heute lebt Liv Falkenberg in Berlin.