Vom ungläubigen Thomas lernen
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Dieses Buch ist entstanden aus der Beobachtung, dass viele Menschen offensichtlich zweigleisig fahren: Mit vielem, was ihre Kirche lehrt, sind sie nicht einverstanden, wollen aber mit der Religion auch nicht richtig hadern. An Astrologie glauben sie nicht so recht, sprechen aber trotzdem ganz unbefangen über Sternzeichen. Im Alltag sehen sie die Dinge nüchtern, bei Katastrophen greifen sie indes gerne zu Formulierungen wie „Die Natur rächt sich“, als würde sich diese bewusst gegen böse Machenschaften zur Wehr setzen. Herbert Uhlens Buch ist ein Plädoyer für Aufklärung und damit für die rationale Begründung von Auffassungen. Unsere Zeit ist wissenschaftlich-technisch geprägt, und wir genießen dadurch ein langes Leben, gute Gesundheit, hochwertige Nahrung und viele zivilisatorische Annehmlichkeiten. Diese Annehmlichkeiten, wie zum Beispiel Transport- und Kommunikationsmittel, sind hart erarbeitet und der Natur abgetrotzt worden. Fast alle Menschen in diesem Land nutzen die zivilisatorischen Einrichtungen mit der größten Selbstverständlichkeit, und viele schimpfen trotzdem über die angeblich gnadenlose Technik. Sie kokettieren mit sanfter Technik und schwärmen für einen einfühlsamen Umgang mit der Natur. Dort soll es geheimnisvolle Kräfte geben, von denen die kalte Wissenschaft nichts ahnt und die es zu erspüren gilt. Himmelskörper sollen ein Geschlecht haben und sich für das Schicksal der Menschen interessieren. All dies und schließlich auch der Anspruch der Religion, Zutreffendes über die Welt und über die Stellung des Menschen in ihr aussagen zu können, wird von Uhlen klar zurückgewiesen: Religion widerspricht einem Denken, das auf Beobachtung und rationaler Überprüfung beruht, sie setzt Wahrheiten, anstatt sie zu erarbeiten. Ein streitbares Buch, das zum Nachdenken und zur Diskussion einlädt.