Der erste faschistische Vernichtungskrieg
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„Dies ist kein Krieg, es ist nicht einmal ein Gemetzel, sondern die Folterung von Zehntausenden von wehrlosen Männern, Frauen und Kindern, mit Bomben und Giftgas“ – mit diesen Worten beschrieb der für das Rote Kreuz tätige Feldarzt John Melly das bis dahin beispiellose Grauen des Abessinienkrieges. Tatsächlich begann der Zweite Weltkrieg für die Äthiopier bereits am 3. Oktober 1935 mit der militärischen Aggression Italiens. Die historische Bedeutung dieses fünfeinhalb Jahre währenden Konflikts liegt nicht allein darin, daß er ein anachronistischer Kolonialkrieg war, in dem Mussolinis Legionen noch einmal alle Verbrechen kopierten, welche die älteren Kolonialmächte seit jeher über eroberte Urbevölkerungen brachten. Es handelte sich vielmehr um den ersten faschistischen Vernichtungskrieg der Geschichte, der in manchem bereits das Destruktionspotential der nationalsozialistischen Ostexpansion annoncierte. Die Beiträge dieses Sammelbands sind nicht nur im Blick auf eine Neubeurteilung des faschistischen Italien als eines brutalen Kriegsregimes von Bedeutung. Sie belegen, daß der Abessinienkrieg künftig als ein Schlüsselereignis in der Gewaltgeschichte des „Katastrophenzeitalters“ Beachtung finden muß. Zu den Herausgebern Dr. Asfa-Wossen Asserate, ein Prinz des äthiopischen Kaiserhauses, wurde 1948 in Addis Abeba geboren. Nach der äthiopischen Revolution von 1974 ließ er sich in der Bundesrepublik Deutschland nieder, wo er heute als Unternehmensberater für Afrika und den Mittleren Osten und als Autor lebt. Einem größeren Publikum wurde er 2003 durch sein Buch „Manieren“ bekannt, das im „Eichborn Verlag“ erschien. Prof. Dr. Aram Mattioli, geboren 1961, lehrt Neueste Geschichte an der Universität Luzern. Er hat zahlreiche Studien zur Geschichte von Antisemitismus und Rechtsintellektualismus veröffentlicht. Im Herbst 2005 kam seine Synthese „Experimentierfeld der Gewalt. Der Abessinienkrieg und seine internationale Bedeutung 1935-1941“ bei „Orell Füssli“ heraus.