Arrivederci Berlusconi
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Einmal wurde ein italienischer Journalist gefragt, ob der Einfluss Berlusconis mit einer Wahlniederlage rapide schwinden würde. Dieser antwortete, das sei in etwa so wahrscheinlich wie die Möglichkeit, dass ihm, der beinahe eine Glatze hat, wieder Haare wachsen würden. Silvio Berlusconi, der reichste Mann Italiens, der es lange Jahre schaffte, vor allem auch die Ärmeren der Gesellschaft für sich zu gewinnen, unterlag bei den Parlamentswahlen 2006 seinem Herausforderer Romano Prodi um Haaresbreite. Er blieb ein mächtiger Mann. In einem Land, dessen öffentliche Meinung vor allem durch das Fernsehen bestimmt wird, kann er auf eine geballte Medienmacht zurückgreifen. Die 62. italienischen Parlamentswahl im April 2008 gewann sein Rechts-Bündnis „Volk der Freiheit“ – mit deutlichem Vorsprung vor Walter Veltronis “Demokratischer Partei“, in Abgeordnetenhaus und Senat. Berlusconi wird damit zum vierten Mal zum Ministerpräsidenten gewählt. Martin Hambückers wirft in seinem Buch einen unverstellten Blick auf die seit Jahrzehnten bestehenden Verflechtungen zwischen Medien und Politik in Italien und analysiert Entstehen und Funktionsweise des „Systems Berlusconi“. Hambückers zeigt, dass politische Einflussnahme auf die Medien keineswegs eine Erfindung Berlusconis ist. Ihre Wurzeln liegen wesentlich tiefer. Durch die Auswertung zahlreicher Quellen sowie durch Gespräche mit italienischen Medien- und Politikwissenschaftlern versucht Hambückers, das Phänomen Berlusconi von innen zu erklären. Der Autor zeigt, dass ein starkes zivilgesellschaftliches Engagement der Italiener auf kommunaler Ebene mit einem mangelnden Interesse an der „großen Politik“ korrespondiert. Deshalb stand die Mehrheit dem Interessenkonflikt Berlusconis zwischen dem Besitz von Medienunternehmen und ihrer Kontrolle als Politiker bis heute eher neutral gegenüber. Das Buch will ein Plädoyer für die Unabhängigkeit der Medien und dafür sein, dass sie die Politik kontrollieren und nicht umgekehrt von ihr selbst kontrolliert werden. Ein aktuelles Sachbuch, das die wechselseitigen Abhängigkeiten zwischen politischer und medialer Macht aufdeckt.