Selbstverwaltung und sozialer Wandel in der russischen Provinz
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1864 wurden in Rußland die Zemstva gegründet. Nur drei Jahre nach der Aufhebung der Leibeigenschaft saßen in dieser Institution der allständischen, ländlichen Selbstverwaltung Gutsbesitzer und Bauern zusammen, um über lokale Belange wie Schulen, medizinische Versorgung, Märkte, Straßenbau und agronomische Maßnahmen zu verhandeln. Auf der Mikroebene der Dorfgemeinden und Bezirke (volosti) in vier ausgewählten Kreisen der Provinz Voronež untersucht die vorliegende Studie die Beziehungen zwischen Zemstvo und Bauern, die hier nicht nur als gewählte Abgeordnete, sondern auch als Wähler, Steuerzahler, Leistungsempfänger und Antragsteller auftraten. Im unterschiedlichen Partizipationsverhalten der Bauern am Zemstvo zeigt sich ihr unterschiedlicher Anteil am komplizierten, oft widersprüchlich erscheinenden Modernisierungsprozeß in der russischen Agrargesellschaft zwischen Reformen und Revolution.