Das überforderte Selbst
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Die Idee der Selbstverantwortlichkeit hat nicht nur die Managementlehren und Unternehmensphilosophien in den letzten 20 Jahren revolutioniert, sondern bestimmt auch die Umwälzung des Sozialsystems. Nicht mehr Autoritäten und fürsorglich-paternalistische Systeme federn die Individuen gegen den Druck ab, ständig auf Schwankungen des Kurswerts der eigenen Lebenschancen reagieren zu müssen, sondern er trifft direkt und ungefiltert auf jeden Einzelnen. Die Bessergestellten haben Statusverlust zu befürchten, diejenigen, die ohnehin schon unten stehen, werden noch weiter an den Rand gedrückt. Vor allem aber wird jedem vor Augen geführt: Nur er selbst oder sie selbst tragen die Verantwortlichkeit für das eigene Leben, während doch längst äußere und von einem selbst unkontrollierbare Faktoren das Leben regieren. Die Inflation der Verantwortungsbegrifflichkeit wird in dieser Studie analysiert und auf ihre Funktion und Folgen hin befragt. Bislang positiv besetzte Zauberworte wie Selbstverantwortung, die einst Schlüsselbegriffe emanzipatorischer Diskurse waren, degenerieren zu Instrumenten zynischer Managementlehren. Es wird gezeigt, wie in einer neuen Aufklärungsdialektik Emanzipationsdiskurse in Repressionstechniken umschlagen.