Schitti kämpf!
Autoři
Více o knize
Sommerferien. Lisa, meine große Tochter, fuhr mit meinen Eltern nach Mallorca. Meine kleine Lena verbrachte tagsüber ihre Ferien auf einem nahe gelegenen Reiterhof. Mein Mann fuhr zur Arbeit. Ich hatte Urlaub und ging jeden Morgen um 7 Uhr Joggen. Laufen ist die schönste Entspannung für mich. Selbst bei schlechtem Wetter bin ich nicht zu bremsen. Immer laufe ich die gleiche Route: von unserer Sporthalle in den Stadtgarten hinein, um die beiden Stadtteiche herum, mitten durch den Wald, über die Brücke der Autobahn, dann an einem Biotop vorbei und wieder zurück zur Sporthalle. Eine Rundstrecke, die genau zehn Kilometer lang ist. Jeder Strauch, jeder Baum gibt mir ein Stück Freiheit, Kraft für den Tag und Luft zum Atmen. Dabei bin ich leidenschaftliche Raucherin. Bei einer heißen Tasse Kaffee oder einem schön gekühlten Bier stecke ich mir gerne mal eine Zigarette an. Wie ungesund ich dann lebe, das weiß ich, doch trotzdem genieße ich diese Zigarette und möchte nicht darauf verzichten. Was hatten mein Mann und ich nicht alles für die Ferien geplant. Umzugskisten auspacken, den Garten weiter verschönern und meine Tochter Lisa im Urlaub mit ihren Großeltern überraschen, denn Lisa hatte Geburtstag. Wir hatten schon Flüge nach Mallorca ausgeguckt, Zimmer in ihrem Hotel gebucht. Montagmorgen, kurz vor 7 Uhr. Ich wollte zum Joggen und suchte im Keller nach meinem Sport-BH, den ich natürlich nicht auf Anhieb fand, denn wir waren am Wochenende in unser neues Zuhause eingezogen. Überall standen noch Umzugskartons herum und warteten darauf, von mir ausgepackt zu werden. Leider arbeiten keine Heinzelmännchen für mich, sodass ich diese ungeliebte Arbeit selber verrichten müsste. Aber ich hatte mich erst mal für den Wald entschieden. Beim Suchen nach dem Sport-BH umfasste ich meine Brust, die klein und zierlich ist. Etwas störte mich. Ich tastete noch einmal, und da war auf einmal etwas. Ein Knoten. Etwa so groß wie eine Haselnuss. Ich zog meine Joggingsachen an und ging nach oben in die Küche. Mein Mann kam in dem Moment völlig verschlafen herein und wollte sich vor dem Duschen einen Kaffee machen. Ich schaute ihn an, fand ihn plötzlich sexy und trotz der frühen Morgenstunde gut aussehend. Gesagt habe ich nur einen Satz: „Schatz, ich habe einen Knoten in der rechten Brust.“ Ich dachte über diesen Satz nach und ganz plötzlich war nur noch wirres Zeug in meinem Kopf. Gefühle, die ich nicht kannte, kamen in mir hoch, sie schmerzten erbärmlich. Ich musste einfach dieses Haus verlassen, musste fliehen. Ich konnte nicht mehr atmen, und mein Gefühl sagte mir: Schitti, lauf weg! Mein Mann war mir von diesem Moment an völlig egal, er interessierte mich überhaupt nicht mehr. Ich ließ ihn stehen, stieg in meinen Wagen und fuhr zu meinem Startplatz fürs Joggen.