Gerechtigkeit und menschliches Verhalten
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Die Gerechtigkeitsproblematik führt sowohl in der Moralphilosophie als auch in den Sozial- und Verhaltenswissenschaften zu 'letzten Fragen': Warum soll man eigentlich 'moralisch' sein? Was hält die menschliche Gesellschaft eigentlich 'im Innersten' zusammen? Auch die modernen Gerechtigkeitsdiskurse reproduzieren die beiden gegensätzlichen erkenntnistheoretischen Positionen der europäischen Aufklärungsphilosophie - nämlich den angelsächsischen Empirismus und den kontinentaleuropäischen Rationalismus. Gerechtigkeitsnormen bestimmen nicht nur unsere sozialen Verhaltensweisen, sondern auch bereits unsere soziale Wahrnehmung und unsere Urteile über das Verhalten unserer Mitmenschen (z. B. über deren 'Verdienste', 'Leistungen' und 'Bedürfnisse'). Bei vielen Gerechtigkeitstheoretikern trägt eine 'gute' und 'gerechte' Gesellschaft deutliche Züge einer 'Sozialdemokratie'. Die Ergebnisse der Untersuchung über Gerechtigkeit und menschliches Verhalten unterstützen die Vermutung, dass eine der Ursachen für 'so wenig Gerechtigkeit in der Welt!' u. a. in solchen 'politischen' Entscheidungen zu finden ist, die auf einem 'unrealistischen' Menschen- und Gesellschaftsbild basieren, welche die empirisch verläßlichen Daten der Sozial- und Verhaltenswissenschaften und der sie ermöglichenden Erkenntnistheorie, nicht ernst nehmen.