Frühneuzeitliche Nationen im östlichen Europa
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Konkurrierende humanistische Nationskonzepte wurden bisher nur für den Westen und Süden Europas (Italien, Deutschland, Frankreich) bearbeitet. Sie spielen jedoch in der Frühmoderne Ostmitteleuropas eine erhebliche Rolle, entwickeln in der polnischen Adelsnation eine europaweit unübertroffene Reichweite. Die Studie zeichnet den humanistischen Nationsdiskurs in Polen anhand der umfangreichen Handschriften- und Frühdrucküberlieferung nach, der sich im scharfen Gegensatz zu deutschen und italienischen Konzepten entwickelte und durch den mit antiker Legitimation versehenen Sarmatia-Begriff eine hegemoniale Position im ganzen östlichen Europa beansprucht wurde. Dem polnischen Geschichtsentwurf und der hier entworfenen Ehrgemeinschaft gelang es, konkurrierende Entwürfe in Litauen, Preußen, Masowien und teilweise der Ukraine zu überschichten und auf frühmoderne russische Entwürfe Einfluss auszuüben. Analysiert werden Medien und Verbreitungswege der Nationalgeschichte wie Genealogie, Emblematik, Rhetorik und Schulschriften sowie die gesellschaftliche Reichweite. Für die deutsch-polnischen, aber auch für die polnischrussischen Beziehungen heißt das, dass sie bereits in der Frühmoderne durch Wettkampfkonzepte geprägt waren, in denen jede Nation ihre Überlegenheit zu beweisen suchte und eine nationale Stereotypie entstand. Dieser Befund einer langen Dauer der konkurrierenden Nationalisierung ist für europaweit arbeitende Kulturwissenschaftler wie politisch Interessierte von Bedeutung und macht die Studie zu einem Standardwerk frühneuzeitlicher Geschichte.