In ruhigem Wasser
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AuszugDer bedeutende Beitrag, den ungarische Künstler vor allem in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen zur Kunst der Moderne geleistet haben, ist mittlerweile in Deutschland mehrfach in Ausstellungen thematisiert und so in das allgemeine Bewusstsein gerückt worden. Vor allem die Emigration großer Teile der aufgeklärten Intelligenz nach dem Scheitern der ungarischen Räterepublik im Jahr 1919, die viele Künstler zum Beispiel nach Berlin oder an das Weimarer Bauhaus führte, hat ihre Spuren in der europäischen Kunstgeschichte hinterlassen. Von Künstlern wie etwa László Moholy-Nagy oder Sándor Bortnyik wurde in den vergangenen Jahren in Deutschland gerade auch die Grafik immer wieder gezeigt. Die rund 130 Holz- und Linolschnitte von 16 Künstlern, die in unserer Ausstellung einen Überblick über die Entwicklung der Jugendstilgrafik in Ungarn geben, dokumentieren dagegen ein in Deutschland und auch in Ungarn selbst kaum bekanntes Kapitel Kunstgeschichte. Gleichzeitig wird hier aber gewissermaßen auch ein Vorspiel zur Kunst der ungarischen Avantgarde der folgenden Generation sichtbar. Im Städtischen Kunstmuseum Reutlingen, das innerhalb seiner Sammlung zum Holzschnitt der Moderne selbst ein bedeutendes Konvolut an Holz- und Linolschnitten der Epoche bewahrt, knüpft die Ausstellung ideal an frühere Projekte zu verschiedenen Aspekten der Geschichte dieses Mediums im vergangenen Jahrhundert an. Unsere Ausstellung, die eine Kooperation mit der Ungarischen Nationalgalerie darstellt, geht aus einem ambitionierten Projekt hervor: Seit Mitte der neunziger Jahre zeigt die Galerie der nordostungarischen Stadt Miskolc in enger Zusammenarbeit mit der Nationalgalerie eine Ausstellungsreihe, die nichts Geringeres zum Ziel hat, als die ungarische Druckgrafik der vergangenen 100 Jahre nach und nach in ihrer ganzen Breite vorzustellen. Es gab bereits Ausstellungen zur Buchillustration des Jugendstils, zur Lithographie in Ungarn und zur Radierung der zwanziger Jahre. Im vergangenen Jahr hat es eine Ausstellung mit rund 500 Katalognummern unternommen, den ungarischen Holz- und Linolschnitt in der Zeit zwischen 1890 und 1950 zu dokumentieren. Im Rahmen dieser Ausstellung wurden auch die Blätter unserer Auswahl gezeigt.