Die Lernarchitektur regionaler Nachhaltigkeitsnetzwerke
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Die Umsetzung von Nachhaltigkeit auf der regionalen Ebene befindet sich im Spannungsfeld von Institutionalisierung und prinzipieller Offenheit. Wird Nachhaltigkeit, wie in dieser Arbeit, als Lernprozess verstanden, dann rücken die Bedingungen und Möglichkeiten einer Gestaltung dieses Lernprozesses in den Vordergrund. Die vorliegende Forschungsarbeit thematisiert das Konzept eines ‚Gedächtnisses für Nachhaltigkeit’ als Grundlage einer Verstetigung von Umsetzungsbemühungen der Nachhaltigkeit. Die regulative Idee dahinter sieht ein Gedächtnis als zwingend notwendige Bedingung für die Fähigkeit Neues wahrzunehmen und dabei gleichzeitig die Reproduktion der immer gleichen Identität sicherzustellen; ohne Gedächtnis gibt es keine Unterscheidung zwischen Selbst und Nicht-Selbst, zwischen jetzt, früher und später; ohne Gedächtnis besteht keinerlei Möglichkeit zur Aufrechterhaltung eines solchen Selbst. Der transdisziplinären Forschung verpflichtet, wird der Gedächtnisbegriff in dieser Arbeit dabei sowohl von sozial- als auch naturwissenschaftlicher Seite untersucht und in einer transdisziplinären Synthese zusammengebracht. In der sozialwissenschaftlichen Sichtweise auf Gedächtnis spielen kulturwissenschaftliche, sozialpsychologische und sozialkonstruktivistische Überlegungen eine Rolle (kulturelles, kommunikatives Gedächtnis, Prozesse der Habitualisierung und Institutionalisierung), wobei ein Schwerpunkt auf rekursiven Sozialtheorien liegt, und zwar in der Gestalt (i) der sozialen Systemtheorie, sowie (ii) der Strukturationstheorie. Die naturwissenschaftliche Sichtweise auf Gedächtnis fokussiert auf Erkenntnisse aus der Kognitions- und der Hirnforschung, sowie eine Betrachtung von Lernen aus der Warte des Konstruktivismus und dem Verhalten neuronaler Netzwerke. Als transdisziplinäre Synthese entsteht dann eine isomorphe Skizze eines archetypischen Gedächtnisses, welche für eine weite Bandbreite an komplexen Systemen allgemeine Strukturierungs- und Prozesskriterien bereitstellt. In der Widerspiegelung mit dem Untersuchungsobjekt der Arbeit – regionale Nachhaltigkeitsnetzwerke, in diesen stattfindende Umsetzungsprozesse, Netzwerkakteure – wird als Ergebnis eine regionale Lernarchitektur vorgeschlagen und das Ergebnis des Theorieteils von seiner abstrakten Ebene Stück für Stück konkretisiert. Dabei entsteht eine Lernarchitektur regionaler Nachhaltigkeitsnetzwerke als Gedächtnis für Nachhaltigkeit. Deren Akteure werden nach ihren unterschiedlichen Eignungen und Handlungslogiken gruppiert (primäre, sekundäre, tertiäre Umsetzungsakteure) sowie deren spezifische ‚Gedächtnisprozesse’ beschrieben – Gedächtnis nun verstanden als Gedächtnis des Nachhaltigkeitsnetzwerks, mithin der Region insgesamt. Die Wirkungsweisen der verschiedenen auf der regionalen Ebene identifizierten Gedächtnissysteme werden ebenso beschrieben wie der Lernprozess bei der Umsetzung von Nachhaltigkeit selbst.