Dialogische Sprachförderung bei Menschen mit geistiger Behinderung aus materialistischer Sicht
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Die Studie beschäftigt sich mit Möglichkeiten der Sprachförderung bei Menschen mit geistiger Behinderung auf dialogischer und materialistischer Grundlage. Theorien der 'Kulturhistorischen Schule' und der wesentlich auf diesen beruhenden 'Materialistischen Behindertenpädagogik' bilden die hierfür relevanten Bezugswissenschaften. Auf einen knappen historischen Überblick der Geistig- und Sprachbehindertenpädagogik werden die für den theoretischen Teil wesentlichen philosophischen Grundzüge des Dialektischen Materialismus erläutert. Diese sowie die anschließenden subjekttheoretischen Ausführungen bilden als erkenntnis- und wissenschaftstheoretische Basis auch das der Studie zu Grunde liegende Welt- und Menschenbild. Vor diesem Hintergrund werden Definitionen, Beschreibungen, Erklärungsansätze, Theorien und pädagogische Konzepte aus des Geistig- und Sprachbehindertenpädagogik analysiert und interpretiert. Der Mensch wird in dialektisch-materialistischer Perspektive in seiner unauflöslichen Einheit als Naturwesen, Individuum und Gesellschaftswesen (Bio-Psycho-Soziale Einheit) betrachtet. Er muss sich die historisch erschaffenen Dinge und Phänomene der Welt aktiv-tätig innerhalb seiner sozialen Zusammenhänge aneignen. Von diesen Aneignungsprozessen sind Menschen mit geistiger Behinderung aufgrund komplexer biotischer, psychischer und sozialer Wechselwirkungsprozesse jedoch isoliert - nicht zuletzt wegen einer Beeinträchtigung der sprachlichen Austauschprozesse in nicht angemessenen sozialen Beziehungsstrukturen. Genau hier ist pädagogisch anzusetzen, wie nach der theoretischen Explikation an einem Fallbeispiel eingehend erläutert wird. Die Förderung der Sprachtätigkeit erfolgt im realen Lebensprozess des Menschen (Familie, Schule) als projektorientiertes Lernen in der Kooperation an gemeinsamen Gegenständen. So können sich problematische Beziehungsstrukturen ändern sowie Bedeutungen von Welt persönlich und sozial sinnhaft werden, was ein wesentlicher Beitrag zur Aufhebung der Isolation ist. Die Sprachtätigkeit wird hier nicht isoliert fokussiert, sondern in ihren inter- und intrapersonellen Interdependenzen betrachtet. Die sinnvolle gemeinsame (Sprach-)Tätigkeit fördert eine positive Wechselwirkung von Motivationalem, Kognitivem, Emotionalem und Sprachlichem als dialektische Einheit und bildet so die Grundlage für (sprachliche) Lernprozesse bzw. für die Aneignung des kulturell-gesellschaftlichen Erbes, von welchem Sprache einer der wichtigsten Bestandteile ist.