Outsider-Bilderwelten

VORWORT „Die wahre Kunst ist immer da, wo man sie nicht erwartet. Da, wo niemand an sie denkt, noch ihren Namen nennt“ Jean Dubuffet Dass jenseits vom traditionellen Kunstsystem eine faszinierende Vielfalt künstlerischer Kreativität mit einem Reichtum unendlicher Fülle an Farben, Formen und Inhalten existiert, ist unbestritten. Dennoch blieb der Reichtum dieser „ Außenwelt“ längere Zeit kaum beachtet. Man tat sich mit der Einordnung und der Rezeption dieser ebenso eigenwilligen, wie vielfältigen Kunst von ungewöhnlicher Ausdruckskraft, schwer. Zunächst wurde sie als „Kritzeleien von Verrückten“ abgewertet, dann folgten die Bezeichnungen, wie „Bildnerei der Geisteskranken“, „Art Brut“ und „Outsider Art „. Damit wurde sie jenseits des etablierten Kunstbetriebs in die Peripherie angesiedelt. Eine Kluft tat sich zwischen der offiziellen Kunst und der Kunst von Außenseitern auf. Sie ist auch heute noch unüberwunden und ihr Verhältnis ist trotz der in jüngster Zeit zu beobachtenden, zaghaften Annäherung immer noch zwiespältig und widerspruchsvoll. Die traditionelle Kunst ist nur zögerlich bereit, die Outsider in ihren Kontext zu integrieren und sie aus der Isolierung zu lösen. Zwiespältig scheint auch die öffentliche Wahrnehmung. Die einen sind von ihr begeistert, fasziniert und tief berührt. Andere reagieren mit skeptischer Distanz und wenig Verständnis, gar mit herablassender Geringschätzung. Dabei gibt es kaum anderswo eine Ausdruckskraft, die so authentisch, ursprünglich, unverstellt und unmittelbar ist. Die Überzeugung, dass auch Außenseiter wahre Kunstwerke hervorbringen können und der Wunsch, dass den Schöpfern dieser Werke die gebührende Anerkennung als Künstler zuteil wird, haben mich dazu bewogen, mit dem vorliegenden Bildband, anhand exemplarischer Werke meiner Sammlung, einen Einblick in das künstlerische Schaffen von Outsidern zu bieten. Es beschränkt sich im vorgegebenen Rahmen auf 40 Werke von 34 zeitgenössischen Künstler/innen bzw. Repräsentanten der jüngeren Generation europäischer wie außereuropäischer Herkunft. Vorangestellt ist ein kurzer Überblick über die Kunst der Außenseiter. Für Leser, die sich für eine ausführliche Darstellung interessieren, sind einige weiterführende Buchvorschläge im Anhang zu finden. Ich wünsche mir, dass Leserinnen und Leser bei der Wanderung durch die Bildwelten von Outsidern den Einfallsreichtum und die Vielfalt der Ausdrucksmittel der Urheber in ihrer schöpferischen Fülle entdecken und hoffe, dass dieses Buch dazu beiträgt, über unser Kunstverständnis nachzudenken, alt eingesessene Abgrenzungen und gängige Klischees zu revidieren, Vorurteile abzubauen gegenüber den Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt sind. Zum Schluss ist es mir angenehme Pflicht, all denjenigen zu danken, welche mich in der einen oder anderen Weise hilfreich unterstützt und zum Entstehen dieses Buches beigetragen haben. Mein besonderer Dank gilt den Mitarbeitern des Bettina- Peters-Verlages, allen voran Frau Bettina Peters, für die gute Zusammenarbeit und die vorzügliche Ausstattung des Buches. Den größten Dank schulde ich den Künstler/innen in meiner Sammlung und ihnen widme ich das Buch. Wuppertal, im Oktober 2006 Turhan Demirel