Fasching und Faschismus
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Auch wenn Fasching und Faschismus nicht auseinander hervorgegangen sind, sind sie 1939 in eins zusammengefallen. Faschingsumzüge in Wien konnten zwar in ein paar Randbezirken auf eine gewisse Tradition zurückblicken, wurden aber 1939 als Initiation in die nationalsozialistische Volksgemeinschaft inszeniert. Die verantwortlichen Personen, die bei der Umzugsgestaltung 1939 mitwirkten waren in manchen Bereichen vernetzt. Das Beispiel Faschingsumzug 1939 zeigt manche entlarvende Geschichte von flinkem Kleidungswechsel. Die meisten der Hauptverantwortlichen waren NSDAP-Mitglieder und auch nach 1945 etablierte Staatskünstler. Oswald Roux, der bereits 1938, vor dem „Anschluss“, in der Sezession eine Gschnasrevue mit dem Thema „Entartete Kunst“ inszenierte, NSDAP Mitglied war, rechnete im Umzug mit den ständestaatlichen Politikern ab und zeichnete sich mit Wilfert und Geyling als verantwortliche Umzugsgestalter aus: Roux erhielt den Ehrenpreis der Stadt Wien und den österreichischen Staatspreis. Emil Pirchan, der mit Alexander Popp die Klasse für „szenische Kunst und Festgestaltung“ an der Akademie der bildenden Künste leitete, saß sogar 1945 in der Entnazifizierungskommission, obwohl er, wenn auch nicht als Parteimitglied, so doch mit den Nationalsozialisten kollaborierte. Auch in der Fasnacht des „Altreiches“ gestalteten weitaus bekanntere Persönlichkeiten, wie Karl Valentin, den Faschingsumzug für die Nationalsozialisten und werden bis heute in diesem Aspekt unkritisch dargestellt.