Der Einfluss von Persönlichkeit und Alltagsereignissen auf den Affekt
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Die Frage was Gefühle bzw. Affekte sind und wodurch sie ausgelöst werden, beschäftigt die Menschen schon seit Jahrhunderten. Wenngleich alle Menschen fühlen und z. B. Angst, Freude oder Trauer empfinden können, scheint sich dieses Erleben jedoch nicht für jeden Menschen gleich zu gestalten. Während manche Menschen vermehrt unangenehmen Affekt erleben, empfinden andere wiederum häufiger angenehmen Affekt, d. h. es gibt offensichtlich glücklichere und weniger glückliche Menschen. Aus diesem Umstand leitet sich eine zentrale Forschungsfrage ab: Wie können diese bedeutsamen individuellen Unterschiede im Affekterleben erklärt werden? Nach einer Reihe von Forschungsbefunden klären allerdings messbare äußere Einflüsse, wie Alltags- oder Lebensereignisse, aber auch demographische Variablen nur einen geringen Anteil (etwa 15 %) der individuellen Unterschiede im Affekterleben und Wohlbefinden auf. Daher wendete sich die Forschung der letzten Jahre stärker der Bedeutung internaler Faktoren und speziell den Persönlichkeitsvariablen als Prädiktoren des Affektes zu. Insbesondere korrelieren berichteter positiver und negativer Affekt substantiell mit den Persönlichkeitsmerkmalen Extraversion und Neurotizismus. Neben äußeren Ereignissen sind also offenbar auch Persönlichkeitsdispositionen am Ausmaß positiven und negativen Affekterlebens beteiligt. Ausgehend von dieser bekannten Befundlage berichtet die Verfasserin eine Tagebuchstudie und zwei Experimente zum Einfluss des Zusammenspiels von Alltagsereignissen und Persönlichkeitsmerkmalen auf das Niveau und die Veränderung des positiven und negativen Affekts. Dabei werden in Anlehnung an den Stand der bisherigen Forschung, über welchen im Einleitungsteil ein umfangreicher Überblick gegeben wird, drei potentielle Erklärungsmodelle zum Einfluss von Persönlichkeitsdispositionen und valenten Ereignissen auf den Affekt unterschieden und empirisch überprüft: (1) Set-point Modell, (2) Reaktivitätsmodell und (3) instrumentelles Erklärungsmodell. Die Befunde der Studie leisten einen Beitrag zum Verständnis der Prozesse, die mit affektivem Erleben verbunden sind, wobei besonderes Augenmerk auf den aktuellen bzw. täglichen Affekt also eher die State-Komponente des Affektes gelegt wurde. Sie unterstreichen die Notwendigkeit einer simultanen Untersuchung intraindividueller und interindividueller Effekte auf den Affekt auch für zukünftige Forschungsarbeiten.