Die musikalische Dimension der Sprachkunst
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Hermann Hesse zu lesen scheint eine weit verbreitete Beschäftigung zu sein, werden doch nur noch die Märchen der Gebrüder Grimm weltweit mehr gelesen und übersetzt. Hermann Hesse in Deutschland zu lesen ist um einiges schwieriger, zumindest sobald man es als Literaturwissenschaftler macht. Dieses Buch versucht es, und zwar in vielerlei Hinsicht neu. An den gängigen Ambivalenzen der Hesse-Rezeption vorbei wird dieser Autor in den Kontext der literarischen Moderne gestellt. Dies geschieht nicht unter dem thematischen Blickpunkt, sondern vielmehr als Versuch, sich in die Poetik seiner Texte „hineinzuhören“ und ihnen eine spezifische – „musikalische“ – Sinndimension abzugewinnen. Dieser Auseinandersetzung, die sich den Werken der mittleren Schaffensperiode vom „Demian“ über den „Steppenwolf“ bis hin zum „Kurgast“ und der „Morgenlandfahrt“, insbesondere aber „Siddhartha“ widmet, wird eine theoretische Reflexion der Musikalität als einer besonderen Qualität literarischer Prosatexte vorangestellt. Gleichzeitig handelt es sich um ein interkulturell geprägtes Hesse-Lesen. Neben den westlichen werden hier auch Theorien und methodische Interpretationsansätze aus dem russisch-sprachigen Raum eingesetzt. Hesse wird also nicht nur mit Hans Blumenberg oder Wilhelm Köller, sondern auch mit Jurij Lotman und Reso Karalaschwili gelesen, um einen neuen, mit anderen Denk- und Wahrnehmungskategorien operierenden Blick auf diesen Autor möglich zu machen.