Berlin 1812
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Seit vielen Jahren ziehen mich Adressbücher, jene sperrigen, mühsam zu erschließenden Datenspeicher, unwiderstehlich an. Wie keine anderen historischen Quellen bieten sie methodisch einheitlich fließende, überörtlich vergleichbare, detaillierte und weitgehend verlässliche Informationen von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen (sozioökonomischen) Zuständen deutscher und anderer europäischer Städte: So auch das Berliner Adressbuch des Jahres 1812. Zweite Hauptquelle der Untersuchung ist die Vossische Zeitung des gleichen Jahres. Mit rund 10 000 verkauften Exemplaren pro Auflage war sie eines der größten politischen Journale des deutschen Sprachraums. Sie erschien dreimal in der Woche und hatte Korrespondenten in allen bedeutenden europäischen Hauptstädten. Die Feststellung eines ihrer Journalisten: Zeitungen sind das nützlichste Mittel, mit dem nützliche Wahrheiten unters Volk gebracht werden können, hätte zur Devise des Blattes getaugt. Allerdings konnte seine Redaktion wegen der im Kriegsjahr 1812 verschärften Zen-surauflagen nicht immer mit jener Wahrhaftigheit berichten, die wohl in ihrem Sinne gewesen wäre. Ausarbeitung und Niederschrift der vorliegenden Untersuchung haben eineinhalb Jahre in Anspruch genommen. Das ist eine kurze Zeit verglichen mit dem Vierteljahrhundert, das ich damit zugebracht habe, Adressbücher von vier ehemaligen süddeutschen Residenzstädten aus den Jahren von 1811 bis 1980 mit insgesamt 760 000 Einzeladresisen zu bearbeiten: 17 Bände meiner Vaterstadt Darmstadt und 11 Bände von Karlsruhe, München und Stuttgart. Die Ergebnisse der Untersuchung liegen in dem 2003 von der Hessischen Historischen Kommission herausgegebenen Band Gesellschaft und Wirtschaft in Darmstadt - Die Entwicklung von 1800 bis 1980 vor. Von allen 29 Adressbüchern, die ich bislang ausgewertet habe, hat mir der Berliner Band von 1812 die größte Freude und die geringsten Schwierigkeiten bereitet. Das lag einmal an der vorzüglichen Organisation des Verzeichnisses, die ich in dieser Qualität bei keinem anderen Adressbuch vor 1875 kennengelernt habe. Das lag zum anderen aber auch an den vielfältigen Unterstützungen, die ich während meiner Beschäftigung mit der Materie von zahlreichen Personen erfahren habe.