Zwischen Hitler und Pius XII.
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Als der Ex-Reichskanzler Heinrich Brüning kurz vor dem so genannten Röhm-Putsch 1934 in die Niederlande floh, traf er dort auf zwei katholische Priester und einen Bibliothekar, die ihn aufnahmen, verpflegten, betreuten und vor den Nachstellungen der Gestapo schützten. Bis 1939 hatte Brüning in Limburg und in Nord- Brabant sein sicherstes Quartier und fand Gelegenheit, seine Erfahrungen mit dem Kardinalstaatssekretär Pacelli, dem nachmaligen Pius XII., nochmals zu durchdenken und niederzulegen. Als er 1939 in die USA ging, traf er einen der beiden Geistlichen, Rector Piet Mommersteeg, wieder. Eine lange, nicht immer spannungsfreie Freundschaft verband den zweifellos national gesinnten deutschen Patrioten mit den westlich geprägten niederländischen Katholiken. Das Wiederauftauchen bestimmter Nachlassteile Mommersteegs, das im Laufe der Recherche zu einer weitgehenden Rekonstruktion der Beziehungen aller vier Beteiligten führte, ermöglicht es, deutlicher als bisher die Gemeinsamkeit dieser Männer zu erfassen: ein weltoffener, „modernistischer“ Katholizismus, für den die Positionen des kurialen Antimodernismus, so wie sie von Pius XII. vertreten und von Brüning als faschismusfreundlich bewertet wurden, nicht mehr tragbar waren. Im Einzelnen wird nachgewiesen, wie die Lebensläufe aller vier Freunde von der restriktiven Wirksamkeit des römischen Antimodernismus beschädigt wurden, zu verschiedener Zeit und unterschiedlich schwer. In mehr als 60 Dokumenten, darunter eine Handvoll ausführlicher und intensiver Denkschriften Brünings, werden diese und andere Zusammenhänge (auch die Emigrationsforschung, besonders der Deutschen in den Niederlanden und den USA, wird an diesen Quellen nicht vorbeigehen können) beleuchtet. Für die im Allgemeinen nicht besonders stark geförderte Geschichtsforschung zu den deutsch-niederländischen Beziehungen bietet dieses Buch ganz eigenständige Einblicke.