Die Selbolder
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Die Reichsburg Friedberg stellte im 1806 erloschenen „Alten Reich“ ein verfassungsrechtliches Phänomen dar. Sie erhielt sich bis zu dessen Ende ihre Reichsunmittelbarkeit und ihrer Burgmannschaft wurde zum Beginn der Neuzeit die Reichsstandschaft verliehen. Ihre herausragende Stellung bewahrte sie über Jahrhunderte, trotz expandierender Territorialherrschaften in ihrer Nachbarschaft. Getragen wurde diese in ihrer Form einzigartige Institution aber von den in der Burgmannschaft vertretenen Familien. Mit diesem Buch wird erstmals eine dieser Familien Gegenstand einer eigenen Untersuchung. Die Familie von Selbold. Wie bei vielen Niederadelsfamilien, die meist der Ministerialität entwachsen waren, setzt die Überlieferung der Familie zu Beginn des 13. Jahrhunderts ein. Zu einer Zeit also, als die ehemals staufische „terra imperii“ zum Schauplatz der letzten großen Auseinandersetzung dieses Herrschergeschlechts mit dem Papsttum wurde. Der Autor geht der Frage nach, welche Position die Familie in diesen Auseinandersetzungen einnahm, wie es ihr gelang den staufischen Zusammenbruch zu meistern und welchen Territorialherren sie sich in dieser Zeit anschloss. Besonders das 14. Jahrhundert, in dem der Niederadel in eine schwere wirtschaftliche und soziale Krise geriet, nimmt breiten Raum ein. Die unterschiedlichen Strategien der einzelnen Familienmitglieder zur Überwindung dieser Krise werden separat dargestellt. So finden sich Angehörige der Familie als Söldner in Italien und im Dienst der Reichsstadt Frankfurt, andere schließen sich aufstrebenden Territorialherren an, wieder andere versuchen durch eine geschickte Heiratspolitik Anschluss an einflussreiche Niederadelsfamilien zu finden. Der Verfasser klärt, wie es Henne von Selbold um das Jahr 1380 gelang in die Friedberger Burgmannschaft aufgenommen zu werden und welchen Weg die Familie innerhalb der dortigen Administration zurücklegte. Vom einfachen Burgmann bis zum Unterburggrafen hatte die Familie im Laufe der folgenden Jahrhunderte alle wichtigen Ämter inne, die die Burg zu vergeben hatte. Zugleich wird der Frage nachgegangen, wie die Niederadelsfamilie ihre wirtschaftliche Existenz sicherte. Breiten Raum nimmt die Lebensbeschreibung des Deutschordenskomturs Helfrich von Selbold ein. Anhand seiner Person wird deutlich, wie es der Friedberger Burgmannschaft gelang, ihre auf familiären Bindungen gründenden Netzwerke bis nach Preußen zu transferieren und dort politisch zu nutzen. Zum Schluss beleuchtet der Autor die Rolle der Friedberger Burgmannschaft während der Erhebung Franz von Sickingens im Jahr 1522 und die Entwicklung der Rheinischen Reichsritterschaft in den folgenden Jahren am Beispiel Heinrichs III. und seines Sohnes Johann von Selbold. Mit Heinrich V. von Selbold, dem Schwager des Mainzer Erzbischofs Daniel Brendel von Homburg, erlischt das Geschlecht im Jahr 1578. Eine kunsthistorische Würdigung seines im Kreuzgang des Mainzer Doms befindlichen Denkmals schließt das Werk ab.