Rühr dich, Kanake!
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Drei Wochen Drill in der Türkei – grotesk, aber nicht zum SchießenIbrahim Kepenek lebt seit über dreißig Jahren in Deutschland. Trotzdem musste er für drei Wochen Militärdienst in der Türkei leisten. Über das, was er dort erlebt hat, hat er ein humorvolles und zugleich nachdenkliches Buch geschrieben. Jeder Türke, auch wenn er im Ausland lebt, muss Militärdienst leisten – in der alten Heimat, die den meisten zwar am Herzen liegt, aber doch über die Jahre auch fremd geworden ist. Drei Wochen dauert der »Militärdienst light« – von den eigentlich vorgeschriebenen 15 Monaten kann man sich gegen eine Gebühr von 5.000 Euro freikaufen –, und wer ihn absolviert, erlebt Kurioses, Groteskes und Beunruhigendes. Gestandene Familienväter, Unternehmer, Akademiker, kleine Händler und große Aufschneider aus aller Welt begegnen sich hier. Alle über dreißig und eigentlich viel zu alt, um nachts in Etagenbetten zu schlafen und sich tagsüber herumkommandieren zu lassen. Aufstellen, durchzählen, marschieren – wer das nicht schafft, muss zur Strafe die Kippen im Teegarten aufsammeln. Das klingt stellenweise eher nach Landschulheim als nach Kaserne, und tatsächlich erleben die Rekruten während ihrer kurzen Dienstzeit die absurdesten Dinge. Man schläft nach Körpergröße sortiert, trägt schlecht sitzende Uniformen, in denen man eher einem Clown ähnelt als einem Soldat, und das große Ziel des dreiwöchigen Drills ist es, einmal eine ordentliche Parade vor dem Standortkommandanten abzuhalten. Und dennoch bleibt bei allen Beteiligten ein leichtes Unbehagen zurück. Was, wenn die es doch ernst meinen? In ein türkisches Gefängnis möchte schließlich niemand. Ibrahim Kepenek beschreibt diese Situation sehr eindringlich, mit einem scharfen Blick für das Absurde, aber auch für das unterschwellig Bedrohliche daran. Für ihn, der in Deutschland aufgewachsen ist, werden diese drei Wochen auch zu einer Suche nach den eigenen Wurzeln, zu einer Positionsbestimmung.