Eine Experimentalpoetik
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Die hier gesammelten Texte, deren Mehrzahl erstmals seit 200 Jahren wieder veröffentlicht wird, geben einen Einblick in das reiche Repertoire der Berliner Bühne, dokumentieren die von ihr ausgehenden Debatten und erinnern an das berühmteste Schauspielerensemble im protestantischen Deutschland nach 1800. Die Texte von August Ferdinand Bernhardi, Casimir Ullrich Boehlendorff, Samuel Heinrich Catel, Hans Christian Genelli, Heinrich von Kleist, Garlieb Helwig Merkel, Carl Friedrich Rellstab, August Wilhelm Schlegel, Julius Johann Joachim von Voß, Karl Friedrich Zelter u. a. sind Zeugnisse der Debatten über ästhetische und politische Werte einer sich herausbildenden Zivilgesellschaft. Das Berliner Nationaltheater war ein öffentliches Forum, von dem ästhetische und politische Diskurse ausgingen, die von einer vielstimmigen Publizistik wirkungsvoll zu einer 'Experimentalpoetik', so Johann August Eberhard, inszeniert wurden. Die Texte bezeugen, dass das Berliner Theater und seine Kritiken sowohl für die Konstituierung eines klassischen Kanons als auch für die Herausbildung einer Massenkultur um 1800 prägend waren. Die 58 Abbildungen von Berliner Theaterzetteln, diesen 'Dokumenten verflognen Genusses', wie Zelter die an Goethe gesandten Berliner Ankündigungsblätter nannte, sind einzigartige Objekte der Erinnerungskultur, die uns durch ihre Suggestivkraft die Aufführung ersetzen. Theaterzettel und Theaterkritiken sind Ausgangs- und Endpunkt einer theatralischen Darbietung, ohne die sie nicht existieren würden. Wenn das Theaterereignis abgeschlossen ist, dominieren sie den Diskurs darüber. Zu weiterführenden Informationen zum Berliner Nationalthe a ter, wie z. B. dessen Repertoire und Schauspieler, siehe die Datenbank: http://berlinerklassik. bbaw. de/BK/theater