Begriff und Metaphorik des Lebendigen
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Schellings Konzept des Lebendigen verfolgte die Intention, Natur in ihrem wirklichen, inneren Zusammenhang zu begreifen, indem er Kants Begriff des Lebens der Kritik der Urteilskraft über sich hinausführte. Dies vollzog er im Ausgang eines kantianisierten Platon und eines platonisierten Kant zunächst parallel zu, dann in Auseinandersetzung mit Fichte, die ihn von einem Spinozismus des Ichs zu einem der Physik führte, deren Nebeneinander er schließlich in einem des Absoluten aufzulösen trachtete. Dies tat er in einer Weise, mittels der die Natur als mögliche Grundlage – nicht bloß als Gegensatz – menschlicher Freiheit denkbar wird. „Das Lebendige ist Metapher der Freiheit, Freiheit Metapher des Lebendigen“, so lautet die Abbreviatur einer spekulative Topik und Metaphorik, vermittels der Martin Blumentritt sowohl in Schellings Denkbewegung einführt als auch ein neues Licht auf das Werk Schellings wirft. Von der frühen intellektuellen Sozialisation im Tübinger Stift bis zur Spätphilosophie gilt: Die menschliche Freiheit wird von Schelling in allen Phasen seines Denkens als das Alpha und Omega der Philosophie gesehen, was zu der organischen Metaphorik jener Lebensphilosophie im Gegensatz steht, die Mittel einer politischen Rhetorik in Dienst genommen wird, in der das Individuum einem Ganzen bloß sich unterzuordnen hätte. Solche Metaphysik des Irrationalen ist bei Schelling so wenig intendiert wie eine Metaphysik des Bösen, für die er im 20. Jahrhundert vereinnahmt wurde. Die Metaphysik des Lebens steht im Dienste einer Freiheit des Individuums, die diesem noch immer in der realen Hölle des Bestehenden vorenthalten wird.