Wiener Nachkriegs-Biographie
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Im Grunde genommen geht es um die Lebenserinnerungen eines Menschen, der bis zu seinem 16. Geburtstag eine wohlbehütete Kindheit in Berndorf in Niederösterreich hatte; in Berndorf, einem Provinzstädtchen, das sich der von Arthur Krupp errichteten Schulen, in denen jede Klasse in einem eigenen Stil gestaltet war, erfreute, das aber auch durch die ebenfalls von Arthur Krupp aufgebaute Berndorfer Metallwarenfabrik zu Wohlhabenheit gelangt war. Als der Autor 10 Jahre alt war, kam der Krieg. Es folgten Bombenangriffe und schließlich die Besetzung durch die russische Armee. Sein Vater Georg Blühberger war eingerückt, als die Mutter mit ihrem 16 jährigen Sohn fliehen musste. Damit begann eine Zeit der Entbehrungen und der Ungewissheit, denn sie konnten nur das retten, was sie auf ihrer Flucht tragen konnten. Die Schilderung der Flucht und die Erlebnisse in der Nachkriegszeit sind insofern von zeitgeschichtlicher Bedeutung, als Günther Blühberger in dieser Zeit ein Tagebuch führte. Mit der Übersiedlung zu seinen Verwandten nach Wien im Herbst 1945 beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Der Autor versteht es, dem Leser auch das Umfeld seines Lebensbereiches nahezubringen. Dabei werden die unangenehmen Seiten einer Nachkriegszeit wie Hungersnot, Schwarzhandel, Verkehrsverhältnisse, Schulprobleme usw. nicht ausgelassen. Viele Fotos ergänzen die Erzählungen. Sehr aufschlussreich sind auch die Schilderungen über die Rückkehr seines Vaters aus englischer und seines Onkels aus russischer Kriegsgefangenschaft. Günther Blühberger vermeidet es, zu seinen Erlebnissen irgendwelche Kommentare abzugeben, er schildert einfach nur, wie es war und wie er persönlich diese Zeit empfunden hat. Jeder Leser kann sich somit selbst ein ungeschminktes Bild der damaligen Lebensverhältnisse machen. Auch Episoden, die andere erlebt haben („Tramway-Episode“) und Szenen aus seinem Familienleben werden lebensnah und humorvoll dargestellt. Dem Autor ist es ein Anliegen mit seinem Buch dem Leser ein Gefühl der Stärke, die in jedem Menschen steckt, zu vermitteln. Dieses „Ich kann es!“ hat sich bei ihm nicht nur in der Berufswahl gezeigt, sondern auch im späteren Universitätsstudium als Seniorstudent der Geomorphologie. Ihm ging es dabei nicht um die Erlangung eines akademischen Grades, sondern um die Wissenserweiterung und die Weitergabe seines Wissens. Dies zeigen auch mehrere heute noch aktuelle Artikel und Bücher aus seiner Feder, die sich mit der Oberflächengestaltung der Erde, mit Niederschlag und Erosion (Flussterrassen und Feststofftransport, Shaker Verlag, 2001), aber auch mehr populärwissenschaftlich mit der Donau beschäftigen (Wie die Donau nach Wien kam, Böhlau Verlag, 1996). Diese erdwissenschaftliche Schaffenszeit ist für ihn abgeschlossen. Sein Anliegen ist es nun, sein Wissen als Zeitzeuge für die Nachwelt schriftlich festzuhalten. Dazu zählt das vorliegende Buch.