Das Erdbeben von Lissabon und der Katastrophendiskurs im 18. Jahrhundert
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Vor mehr als 250 Jahren wurde aus einem Naturereignis - dem Erdbeben von Lissabon - ein Medienereignis, mit dem sich auch Künstler, Politiker und Wissenschaftler damals wie heute auseinandersetzen. Das Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755 markiert im kulturellen Gedächtnis Europas eine Zäsur. Aus Anlass des 250. Jahrestages dieses Ereignisses haben Geologen und Theologen, Philosophen, Wissenschaftshistoriker, Kunst- und Medienhistoriker, Literaturwissenschaftler und Versicherungshistoriker aus Europa und den USA danach gefragt, wie aus dem Ereignis die Katastrophe von europäischem Ausmaß wurde. Die vor allem an Voltaires »Poème sur le désastre de Lisbonne« und Rousseaus Erwiderung geknüpfte Sichtweise, dass mit Lissabon der Optimismus der Aufklärung erschüttert worden sei, wird überprüft. Der Band zeigt, wie aus Naturereignissen Medienereignisse werden, wie unterschiedlich und vielfach widersprüchlich Katastrophen wahrgenommen, bewertet und kommuniziert werden und wie sich im 18. Jahrhundert eine spezifisch moderne Katastrophensemantik und ein spezifisch modernes Risikobewusstsein herausbilden. Erst dadurch wird das Erdbeben von Lissabon zu einem ikonischen Moment für die kulturelle Selbstverständigung Europas bis heute.