Denkende Netze
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Das Anliegen der vorliegenden Arbeit ist es, dem diffusen Schlagwort vom Semantic Web aufbauend auf ein grundlegendes Verständnis des Gegenstandes, eine genialogische und kulturtechnische Einordnung entgegenzusetzen. Das Semantic Web soll, als eine Erweiterung des WWW, die enthaltenen Informationen ergänzend auch in formalisierter und damit automatisch prozessierbarer Form enthalten, so dass uns im täglichen Umgang mit den als unüberschaubar angenommenen Informationen, Maschinen und Softwareagenten beim schnellen Auffinden und Kombinieren der Informationen und letztlich unserer Alltagsorganisation behilflich sein mögen. Das Konzept des Semantic Web wird hierbei nicht primär hinsichtlich seiner Machbarkeit, im Rahmen einer technischen Analyse untersucht. Es interessieren vielmehr die paradigmatischen Umstände und Prämissen, unter denen ein solches Projekt überhaupt erst denkbar wird. In der Idee des Semantic Web, gerade als neu und revolutionär gefeiert, lassen sich einige Gemeinsamkeiten mit verschiedenen vorangegangenen und zum Teil gescheiterten Bemühungen und Kulturtechniken wiederfinden - seien es die universalsprachlichen Projekte von Bacon und Leibniz oder die großangelegten Wissensstrukturierungsversuche der Enzyklopädisten des 19. Jh. Bei der im Semantic Web vorgesehenen Assistenz von Softwareagenten im Umgang mit Informationen ist ein kritischer Blick auf die damit einhergehenden Konzepte eines berechenbaren Vertrauens und die fortschreitende Formalisierung des Wissen gefragt. Der Text versucht zu verstehen, auf welchen Paradigmen und Methoden das Semantic Web aufbaut und welche Implikationen daraus erwachsen. Ohne dem Hype des Web2.0 zu erliegen, wird sich den Problemen und Chancen im Umgang mit digitalen Informationen und Wissen angenähert und es wird beleuchtet, was die angedachte Informationsdelegation für unser Selbstverständnis und unser Verständnis von der Welt bedeuten.