Oberschlesien und der preußische Staat
Autoři
Více o knize
Oberschlesien als eigenständige Geschichtslandschaft innerhalb des alten „Herzogtums Schlesien“ erlangte die volle Aufmerksamkei der Historiker erst unter dem Eindruck der zunehmenden Bedeutung des Landes an der oberen Oder im Zuge der Industriellen Revolution und zugleich als Schauplatz der deutsch-polnischen Nationalitätenkonflikte im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Erst relativ spät besann sich die kritische Geschichtsschreibung auf das durch den Versailler Frieden geteilte „Grenzland“ mit seinen reichen Erz- und Kohlevorkommen an der südöstlichen Peripherie des Deutschen Reiches. Der aus Oberschlesien (Laurahütte/Siemianowitz) gebürtige preußische Archivbeamte Viktor Loewe (1871–1933), der seit 1909 am Staatsarchiv Breslau 17 Jahre lang wirkte und dort auch zu den Mitbegründern der „Historischen Kommission für Schlesien“ (1922) gehörte, schrieb daher die erste knappe, zwar Torso gebliebene, aber voll auf der Höhe des damaligen Forschungsstandes stehende, quellenfundierte und deshalb noch heute lesenswerte Darstellung der Entwicklung des oberschlesischen Landes während der preußischen Zeit seit 1740. Die unter Berücksichtigung aller wichtigen historischen Aspekte geschriebene Monographie des jüdischen Archivars und Historikers, dessen Verdienste um die schlesische wie die preußische Geschichte, wohl unter dem Eindruck der beginnenden nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland, bei seinem unerwarteten Tod im Juni 1933 und seitdem nicht ausreichend gewürdigt worden sind, verdient es daher um so mehr, dem am ehemaligen Schlesien interessierten Leser wieder zugänglich gemacht zu werden.