Die Ruodprechtgruppe der ottonischen Reichenauer Buchmalerei
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Die Reichenauer Buchmalerei gilt als Inbegriff anspruchsvoller Kunst des Mittelalters. Seit dem späteren 10. Jahrhundert produzierte das Skriptorium des Inselklosters kostbar ausgestattete liturgische Handschriften für die ottonischen Könige und Kaiser sowie hochrangige Würdenträger. In den um 980 entstandenen Handschriften der so genannten Ruodprechtgruppe ist erstmals die Ikonografie christologischer Zyklen zu fassen, deren Charakteristika bis in die Spätphase des Skriptoriums bestimmend bleiben sollten. Ein besonderes Augenmerk legt der Autor auf die Frage nach stilistischen Eigenschaften, deren Voraussetzungen vor allem im italienischen Raum der Zeit um 800 gezeigt werden können. Ein eigenes Kapitel beschäftigt sich mit der komplexen Ornamentik und ihren möglichen Modellen. Von großer Bedeutung ist der Austausch des Reichenauer Konvents mit dem Kloster Sankt Gallen, dessen Skriptorium von ähnlichen Quellen profitierte. Die Handschriftengruppe kann als exemplarisch bezeichnet werden für ein flexibles frühmittelalterliches Skriptorium, das sowohl Pracht- als auch Gebrauchshandschriften – diese mit eher spärlichem Schmuck – anfertigen konnte. Stets griff man auf ein gemeinsames Formenrepertoire zurück, das nach Bedarf modifiziert wurde.