Reise - Grenze - Erinnerung
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Ausgangspunkt der Arbeit ist die erstmalig unternommene, umfassende Untersuchung des Motivs und Topos' der Grenze in zentralen Texten des französischen Gegenwartsschriftstellers Michel Tournier. Der Begriff der 'Grenze', nach eigener Definition sowohl räumlich-konkret als auch abstrakt-metaphorisch begriffen, erweist sich als ein Schlüsselbegriff für die Analyse des in der Sekundärliteratur bislang sehr kontrovers diskutierten Werkes Tourniers. Eine (z. T. grundlegende) Neuinterpretation erlaubt die Fokussierung auf den Aspekt der Grenze hinsichtlich der Bereiche Reiseliteratur (Kap. 3 und 5), Gefängnis und Einschluss (Kap. 4), Intertextualität, Erinnerung und Gedächtnis (Kap. 6) und Stereotypen und 'Images' (Kap. 7). In Anlehnung an diese heterogenen Fragekomplexe ist auch das Theoriekorpus heterogen und reicht von der komparatistischen Imagologie über die Bachtin/Lachmann-Gedächtnistheorien bis hin zu modernen und postmodernen Theoretikern der Reiseliteratur. Ein wesentliches Ergebnis der vorliegenden Arbeit ist, dass die Grenze - in ihrem Sichtbarmachen wie auch in ihrem Verschwimmen, in ihrer Be- und Überschreitung und auch in ihrer Nichtauflösung - bei Michel Tournier zum Ausgangspunkt einer kritischen und genuin demokratischen, weil den Leser in den Verständnisprozess mit einbeziehenden, nicht zuletzt ästhetisch spielerischen und zugleich ironisch-subversiven Auseinandersetzung mit vorgefassten, irreversiblen, autoritären, faschistischen oder ganz allgemein monovalenten Welterklärungssystemen werden kann.