Soliloquium
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„Wer mit sich selbst redet, ist verrückt.“ Günter Butzers historisch und disziplinär weit ausgreifende Studie zum Selbstgespräch in der europäischen Literatur verfolgt die Genealogie dieses modernen Vorurteils über die frühe Neuzeit zurück in die Antike und zeigt, dass dem Soliloquium als einem methodischen Verfahren sprachlicher Selbstbeeinflussung eine eminente kultur- und literaturgeschichtliche Bedeutung zukommt. Von Marc Aurel und Augustinus über Montaigne und Rousseau bis hin zu Kafka und Beckett werden die unterschiedlichen Ausprägungen dieses Redetyps dargestellt und seine Beziehungen zu philosophischen, theologischen, medizinischen und ästhetischen Diskursen entfaltet. Das literarische Selbstgespräch erscheint dabei als eine machtvolle Praxis der Textverarbeitung, die die kanonischen Werke einer Kultur der Subjektbildung dienstbar macht und daraus neue Texte entstehen lässt. Es ergibt sich das faszinierende Bild eines Geflechts von kulturellen Techniken, anthropologischem Wissen und rhetorischen Strategien, die alle einem Ziel unterstellt werden: der Selbstformung des Menschen durch Rede.