Freiheit du siegst
Autoři
Více o knize
gnes Wabnitz, als Tochter eines Schankwirts 1841 in Gleiwitz geboren, entwickelte sich zu einer engagierten Streiterin für die Rechte der Frau. So forderte sie die politische Gleichstellung mit dem Mann, setzte sich für das Wahlrecht der Frau und die Verbesserung ihrer sozialen Lage ein. Die in ganz Deutschland berühmte 'Wanderrednerin' der SPD wurde unter Kontrolle der Politischen Polizei gestellt. Mehrmals wegen Verächtlichmachens der Kirche und Majestätsbeleidigung angeklagt und inhaftiert, verweigerte sie im Gefängnis jede Nahrungsaufnahme, wurde deshalb zwangsernährt und in ein Irrenhaus eingeliefert. Als sie eine 10-monatige Haft antreten sollte, vergiftete sie sich am 28. August 1894 auf dem Friedhof der Märzgefallenen im Friedrichshain. Zu ihrem Begräbnis erschienen 45.000 Menschen und legten auf ihrem Grab mehr Kränze ab als seinerzeit während der Beisetzung von Kaiser Wilhelm I. Das sozialdemokratische Organ, der 'Vorwärts' widmet ihr einen Nachruf, worin es heißt: Ein willensstarkes, charakterfestes Weib, der Sache der Arbeiter bis zum letzten Athemzuge treu, ist sie freiwillig in den Tod gegangen. Ihr Geschick hat sich erfüllt. Daß es so kommen mußte, war geschuldet der Verkettung der Verhältnisse und ihrer Individualität, die einen krankhaften Zug aufwies, der sich bis zur hochgradigen Neurasthenie gesteigert hatte. Daß aber eine solche Frau, bei der schon seit Jahren solche pathologische Merkmale zu Tage traten, mit zehn Monaten bestraft werden mußte, kennzeichnet den Geist unserer Rechtssprechung.' – Dazu bemerkt die 'Post', es sei ein Armutszeugnis, 'daß man eine Person, die, wie der 'Vorwärts' diesergestalt selbst betont, nicht völlig zurechnungsfähig sein soll, lange Jahre zur Agitatorin für die sozialdemokratische Bewegung 'benutzt' hat.'