Fotografische Zeichen
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Dass in Uwe Johnsons Roman Jahrestage – aus dem Leben der Gesine Cresspahl mittels Fotografien erzählt wird, ist längst bekannt: In der Fiktion des Romans werden viele Fotos als real vorgestellt, die zeitgeschichtlichen Pressefotos sind sogar außerhalb ihrer Fiktion im Archiv der New York Times einzusehen. Diese Arbeit indes beschäftigt sich mit Fotografien, die innerhalb der Erzählfiktion nicht real vorliegen, und untersucht daran fotografische Aspekte eines Bildprogramms in den Jahrestagen. Möglich ist dies durch eine zeichentheoretische Analyse literarischer Zeichen in Hinblick auf ihre jeweiligen dynamisch wirkenden Objekte – also vor allem durch die nach dem amerikanischen Philosophen Charles S. Peirce für die Fotografie typischen, hinweisenden und zugleich bildhaften ikonischen Bezüge zum dargestellten Objekt. Durch diese spezifische Definition der Fotografie kann nicht nur ein differenziertes Instrumentarium für die Interpretation visueller Zeichen der Jahrestage etabliert werden. Die fotografischen Zeichen leisten immer wieder einen indexikalisch-aufrüttelnden Bezug zu einer lebendig-klaren Gegenwart. Doch eben nur als vorübergehender Bewusstseinszustand, mit dem eher gezwungen als dialogisch-offen zur Sprache gebracht wird, was bereits jetzt, im Verlauf der Erzählung und damit für alle Zeit als »verloren« gekennzeichnet ist: Gesines Leben.