Erinnerungen an Großmutter Koch
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Eindrücklich und liebevoll schildert die Autorin in ihren Erinnerungen an die eigene Großmutter das Trossingen des 19. Jahrhunderts. Die engen Strukturen der dörflichen Gemeinschaft lassen sich am Beispiel von Andreas und Barbara Koch minutiös verfolgen. Der Leser begleitet die beiden nicht nur bei heimlichen Treffen, sondern erlebt uralte Bräuche wie zum Beispiel die bäuerliche Hochzeit von Anfgang an. Dass die Entwicklung des Harmonikabaus in Trossingen dabei eine große Rolle spielt ist beinahe selbstverständlich immerhin ist die Ruth Koch die Enkelin der Gründer der einstmals zweitgrößten Harmonikafabrik der Welt der Ands. Koch AG. Ein Zwischenruf zur Erklärung 1929 wurde die Firma Ands. Koch A. G. vom übermächtigen Kontrahenten Matth. Hohner AG aufgekauft und blieb dennoch für lange Zeit als Produkt in den Regalen der Musikalienhändler. Der gute Name Koch war nach wie vor gegeben und so produzierte Hohner einige Artikel unter dem bekannten Markennamen und dem Firmenlogo mit der Gämse. Die vorliegende Erzählung aus den Augen des Enkelkindes gesehen stellt eine Besonderheit dar. Sie beschränkt sich nicht nur auf die Familiengeschichte die lediglich für die Angehörigen des Hauses Koch interessant sein könnte, sondern gibt einen fundierten und umfassenden Einblick in die Verhältnisse des aufstrebenden Pfarrdorfes Trossingen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Zugegeben, die Familiensaga macht es der Chronistin einfach: allein die Person des Andreas Koch, einem Freidenker in dem streng pietistisch geprägten Trossingen und seine für die damalige Zeit ungewöhnlichen und auch mutigen Handlungsweisen stellten die traditionellen Ansichten der alteingesessenen Bauern kurzerhand auf den Kopf. Dass dabei auch noch ein bis heute ganz entscheidender Teil der Frauentracht, der Hippe, nämlich die Sammetschuhe entstanden sind, ist mehr als nur eine amüsante Geschichte. Tatsächlich spiegelt es einen gereiften und mutigen Unternehmergeist wieder, basierend darauf, dass sich nur das scheinbar Ungewöhnliche aus der breiten Masse abhebt und damit auch gut genug für einen Erfolg sein kann. Die Frage warum man gerade heute eine solche biografische Erzählung neu auflegt ist berechtigt, lässt sich aber auch genau begründen: sie gewährt aufschlussreiche Einblicke in die streng geordnete Welt des kleinen Fleckens Trossingen mit seinen engen hierarchischen Strukturen. Neben der Geschichte des Harmonikabaus wird aber auch besonders auf Tradition und Gebäuche eingegangen, die im Museum Auberlehaus eindrucksvoll teilweise zu sehen, teilweise zu erleben sind - seien es die historischen bäuerlichen Wohnungen, Trachten oder Instrumente. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der ebenso netten wie auch aufschlussreichen Lektüre mit ganz besonderen Einblicken in das Trossingen des 19. Jahrhunderts. Ihr Volker Neipp, Leiter Museum Auberlehaus