Fällt ein Negerlein vom Dach herab
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Merkmale guter Kinderlieder sind Einfachheit und Wahrhaftigkeit, interessante Vielgestaltigkeit wie auch immerwährendes Klischee. Manches ist universell brauchbar, anderes beansprucht den Kunststatus. Dass es aber gerade beim Kinderlied, ausgerechnet in der kleinsten literarisch-musikalischen Form allerlei Missverständnisse, falsches Harmonieempfinden und am Adressaten vorbeizielende Ansprüche gibt, belegt der Autor Thomas Freitag anschaulich in seiner vergnüglichen Satire. So umgeben sie uns wirklich massenhaft, die missratenen, die falsch verstandenen und verunglückten Lieder für kleine Kinder. Alles Lieder, die in aufklärerischer, pädagogischer oder patriotischer - bester – Absicht geschaffen wurden, aber die Kinder nie erreicht haben: trockene Lehrverse und Reimgebetlein, Rekrutenliedchen, Friedensgesinge, Singsang für brav-züchtige Mädchen, die die Stube fegen. Dann schrecklich politisch aufgeladene Kinderlieder der letzten hundert Jahre, kindliche Töne von Anarchie und Rebellion und Verse, die die ungezügelte Lust des Kindes, mit Dreck zu werfen, thematisieren. Im satirischen Blick sieht alles aus, als würde den Kindern ein X für ein U vorgemacht. Oder die Erwachsenen haben sich von der Vorstellung leiten lassen „Für Kinder ist es allemal gut genug.“ Eine Gattungsbetrachtung, die zur ironischen Analyse geradezu zwingend herausfordert und Leser herzhaft lachen lässt.