Maske und Person
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Die Studie beschäftigt sich mit barocken Porträts von Europäern in orientalischer Kleidung. Diese besondere Ausprägung des Orientalismus als kulturelle und geschlechtliche Maskerade wird in fünf Fallstudien untersucht und erstmals mit einem über 500 Bildnistürkerien umfassenden Katalog erschlossen. Bildnisse von Europäern in orientalischer Kleidung galten bislang als eine auf Frankreich beschränkte, dekorative Randerscheinung. Orientalisierende Porträts sind jedoch ein europäisches Phänomen, und sie produzieren politische Aussagen über Kultur und Geschlecht in der Auseinandersetzung mit dem Orient. Das Aneignen des Fremden im Bildnis ist deshalb als Orientalismus zu werten. Dabei werden in der so genannten Bildnistürkerie des 17. und 18. Jahrhunderts neue Identitätsmodelle entworfen, die eine Gratwanderung zwischen Identität und Differenz darstellen, weil die so Verfremdeten ohne eine Erklärung nicht mehr als Europäer erkennbar sind. Die kunstwissenschaftliche Diskussion zu diesen Bildnissen trägt damit auch zu einer ideologiekritischen Geschichte des Porträts in der Frühen Neuzeit bei.