Heterotopien als Räume ästhetischer Erfahrung
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Ästhetische Erfahrung, wie wir sie seit dem 18. Jahrhundert verstehen, hat sich als ein imaginatives Vermögen von philosophischen und religiösen Wahrheitsbegriffen und also auch von jedweder Form vorgängiger idealer Präsenz gelöst. Die Beschreibung ihrer Wahrnehmungsformen und Inhalte erfordert andere Bezugsrahmen. Als ein solcher bietet sich das von Foucault prominent gemachte Konzept der Heterotopie an, des ›anderen Raums‹, der als gleichsam realisierte Utopie gegebene räumliche Organisationen zugleich repräsentiert und invertiert. Was also Foucault selbst seiner programmatischen Trias von Raum, Wissen und Macht unterstellt und wissenssoziologisch in Form eines urbanistischen Diskurses an exotischen Gärten, Museen, Theatern, Hospizen, Motels, Feriendörfern u. a. illustriert, wird damit literaturwissenschaftlich perspektiviert: ›andere Räume‹ als performative Texträume mit ihren Potenzialen für ästhetische Erfahrung im doppelten Verständnis von wahrgenommenem Ereignis und kognitivem wie affektivem Wahrnehmungsereignis. Dazu zählen gängige Begriffe raumorientierter Textanalyse wie Grenze und Transgression, vor allem aber innovative Konzepte wie poetische Konterdiskursivität, Bildschöpfung und Ikonoklasmus, szenisch-phantasmatische Wiederholung, Intensitätssteigerung, Suspens von Wahrheitsentbergung, das Ästhetische als die sich ankündigende und doch ausbleibende Epiphanie (Borges). In diesem Sinne differentielle Epiphanien und ihnen entsprechende Stimmungen heterotoper Kör-perlichkeit erlauben eine deutliche Absetzung ästhetischer Erfahrung von religiöser. Sie werden zum Fluchtpunkt einlässlicher Interpretationen von Rousseau über Hugo, Rimbaud, Flaubert, Zola, Céline, Rilke, Th. Mann und Proust bis zu Réda.