Neil Jordan
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Der irische Regisseur (und Schriftsteller) Neil Jordan gehört zu den bedeutendsten Vertretern des zeitgenössischen Autorenkinos in Europa und ist in dieser Bedeutung bislang kaum gewürdigt worden. Die von Gewalt gezeichnete Geschichte Irlands interessiert ihn nicht weniger als die weltfernen Bildimaginationen der Märchen und Träume. So reicht die Bandbreite seiner Filme von der schauerromantischen Rotkäppchen-Allegorie „The Company of Wolves“ (1984) bis zur Lebensgeschichte des irischen Nationalhelden „Michael Collins“ (1996), von dem provokativen Polit-Thriller „The Crying Game“ (1992) bis zu dem melancholischen Melodram „The End of the Affair“ (1999). Bei aller Verschiedenheit der Genres und Stile gibt es thematische Konstanten, die Jordans Handschrift unverkennbar prägen. Ein bereits in seinem schriftstellerischen Werk vielfach variiertes Motiv ist die von ihm so benannte „twilight zone“: der schillernde Zwischenraum, in dem sich seine unkonventionellen Protagonisten bewegen. Jordans Filme sind bevölkert von Außenseiterfiguren, die das Unerreichbare begehren; immer wieder sind es einsam Liebende, Verirrte oder Verstoßene, auch Gratwanderer auf der Grenzlinie geschlechtlicher, politischer oder sozialer Identitäten. So betrachtet unterscheiden sich die fantastischen Halb- und Mischwesen, die Wolfsmenschen in „The Company of Wolves“ und Vampire in „Interview with the Vampire“ (1994) nicht von den Transsexuellen Dil in „The Crying Game“ oder Kitten in „Breakfast on Pluto“ (2005). Jordan ist nach eigener Aussage fasziniert von der „Idee, dass man eine alternative Version von sich selbst konstruieren kann, durch Verwandlung, Kostümierung, durch das Annehmen einer Rolle“.