Johann Jakob Herkomer
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Der zu Lebzeiten als „vollkommner Baumeister und Fresco-Mahler“ gefeierte Johann Jakob Herkomer (1652–1717) hat wie kaum ein anderer schwäbischer Barockkünstler nachhaltig die Architekturlandschaft seiner Heimat geprägt. Geboren in Sameister bei Roßhaupten, erhält er seine Ausbildung zunächst in Augsburg, verbringt dann aber mehrere Jahre in Venedig, wo er u. a. für die Adelsfamilie Collalto tätig ist. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1685 errichtet er in seinem Heimatort eine Kapelle, die in ihrer Anlage als venezianische Kreuzkuppelkirche programmatisch für sein gesamtes späteres architektonisches Werk steht. Im Anschluss an die Planung für das Kornhaus im Stift Kempten wird ab 1701 nach seinen Plänen das mittelalterliche Füssener Magnus-Kloster in einen monumentalen Komplex umstrukturiert, der, am Lech-Ufer gelegen, eine großartige Fernwirkung entfaltet. Dabei erhält die nach dem venezianischen Modulschema umgewandelte Klosterkirche eine verschwenderische Marmorausstattung und eine Stuckdekoration, die Herkomer selbst entwirft. Und wie schon zuvor in Sameister führt Herkomer auch diesmal illusionistische Freskomalereien aus, die zu den frühesten ihrer Art in Süddeutschland zählen. Durch diesen Geniestreich, der großes Aufsehen erregt, rückt Herkomer in die erste Riege der schwäbischen Baumeister auf und wird in den folgenden Jahren an den wichtigsten Kloster- und Kirchenbauten seiner Zeit beteiligt, so in Weingarten, Ottobeuren und Innsbruck. Es folgen Großaufträge wie die Barockisierung der Augsburger Stiftskirchen St. Moritz und Heilig-Kreuz oder der Neubau der Klosterkirche St. Michael in Fultenbach. Doch auch kleinere Werke wie die Rundkapellen an St. Lorenz in Kempten, die Pfarrkirche St. Ulrich in Seeg oder die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Vils zeigen Herkomers Meisterschaft hinsichtlich Raumbehandlung und Ausstattungskonzept. Hauptaufgabe in den letzten Jahren bleibt jedoch die Vollendung der Füssener Klosteranlage, wo er auch seinen Lebensabend verbringt. Kurz vor seinem Tod erlebt er noch den Baubeginn der von ihm geplanten Stadtpfarrkirche St. Jakob in Innsbruck, die dann durch seinen Neffen und künstlerischen Erben Johann Georg Fischer (1673–1747) mit Abänderungen vollendet wird. Auch wenn Herkomers Stilorientierung an der venezianischen Baukunst innerhalb der zuvor von Vorarlberger Baumeistern geprägten süddeutschen Architekturlandschaft einen Sonderweg darstellte, wurde er selbst zum Ausgangspunkt der sog. Füssener Schule, die in Person von Johann Georg Fischer, Franz Karl Fischer und Franz Kleinhans tüchtige Vertreter fand und bis zum Ende des 18. Jahrhunderts das architektonische Antlitz in Bayerisch-Schwaben wesentlich mitbestimmte. Die größte Folgewirkung aber zeitigte Herkomers Eigenschaft als Lehrer des späteren Erbauers der Wieskirche, Dominikus Zimmermann. Dieser übernahm von ihm nicht nur das Selbstverständnis eines universellen Künstlertums, sondern auch wesentliche architektonische Gestaltungselemente und -prinzipien. Das vorliegende Werk setzt sich daher zum Ziel, das künstlerische Schaffen Herkomers in all seinen Facetten vorzustellen und ins Bewusstsein eines breiten Publikums zu rücken. Dies erscheint umso notwendiger, als es bisher keine zusammenfassende Darstellung über Leben und Werk jenes bedeutenden Allgäuer Künstlers gibt. Auch sind neueste Forschungsergebnisse berücksichtigt, die der Autor im Rahmen seiner Dissertation über Johann Jakob Herkomer erarbeitet hat.