Konflikte lösen lernen

AuszugDieser neuen Veröffentlichung der Thomas-Morus-Akademie Bensberg geht eine mehr als zehn Jahre dauernde Entwicklung vorweg. Seit 1996 bietet die Akademie Trainings für Lehrerinnen und Lehrer aus den unterschiedlichen Schulformen und -stufen zum Themen Schulmediation und Streitschlichtung an. Die Entwicklung begann mit der Sekundarstufe I, setzte sich fort in der Grundschule und führte schließlich zu Angeboten für die Kindertagesstätten und Förderschulen. Die grundgelegten Konzeptionen und die entwickelten Materialien konnten im Bereich der Grundschule in der Bensberger Studie 11 „Kinder lösen Konflikte selbst! Mediation in der Grundschule“, die in der Zwischenzeit in der 5. Auflage (2009) vorliegt, und in der Bensberger Studie 16 „Kinder bauen Brücken zueinander. Das Bensberger Mediations-Modell in Kindertagesstätten (2005) veröffentlicht werden. Für die Sekundarstufe wird die Neuauflage zur Zeit vorbereitet. Für die Förderschulen gab es bislang noch kein umfassendes Konzept zur Schulmediation. Die Autoren des vorliegenden Bandes haben in der theoretischen Reflexion und in der praktischen Arbeit in verschiedenen Förderschulen dieses Konzept erarbeitet. Es ist eng verbunden mit den Leitlinien des Bensberger Mediations-Modells, das sich wie ein roter Faden durch die verschiedenen Trainingsangebote und die Veröffentlichungen zieht. Bei den Übungen im Unterricht und der Ausbildung von Schülermediatoren und in der Vermittlung bei Konflikten kommen jeweils die gleichen Impulse bzw. Rituale vor. Das Modell berücksichtigt gerade mit Blick auf die Schülerinnen und Schüler in der Förderschule das Alter und die sprachlichen Möglichkeiten der Konfliktpartner. Bedacht wurden dabei auch die unterschiedlichen Formen der Förderschulen. Grundlegend ist in diesem Modell das Leitbild einer konstruktiven Konfliktlösungskultur. Das Verständnis der Konfliktpartner füreinander steht dabei im Mittelpunkt. Sowohl bei den Übungen zur Prävention wie bei der Vermittlung im Konflikt, in der Intervention, wird der Rollenwechsel eingesetzt, um die Empathie zu verstärken. Wenn die Konfliktparteien dazu noch nicht selbst in der Lage sind, führen Erwachsene (Lehrkräfte, Sozialpädagogen, Erzieherinnen oder Externe) die Mediation durch. Ziel ist es jedoch, dass die Schülerinnen und Schüler mit Bausteinen aus der Mediation die Konflikte selbst regeln. Mit dem in der Thomas-Morus-Akademie entwickelten „Hosentaschenbuch“ lernen die Kinder eigenverantwortlich ohne Vermittler, ihren Streit zu lösen. In der Sekundarstufe vermitteln schließlich ausgebildete Schülerschlichter (Peer-Mediatoren) im Konflikt. Günther Braun, Kathleen Schmiegel und Gaby Schuster-Mehlich danke ich für das Engagement bei der Entwicklung diese schulspezifischen Angebots für die Förderschulen und für die Erarbeitung der vorliegenden Bensberger Studie 17. Andreas Würbel danke ich für die redaktionelle und technische Bearbeitung dieser Veröffentlichung. Dr. Wolfgang Isenberg