Zur Sozialen Praxis der (Nicht-) Zugehörigkeiten
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Vor dem Hintergrund einer Kritik an den in der Theorie und Praxis Interkultureller Pädagogik häufig zu beobachtenden Tendenzen zur Kulturalisierung nutzt das vorliegende Buch zwei bedeutende Theoretiker, Pierre Bourdieu und Erving Goffman, für einen neuen analytischen Zugang. Heraus kommt dabei ein Blick auf eine alltägliche Interaktionspraxis voller machtvoller vorbewusster Zugehörigkeitszuschreibungen, an denen sich die Menschen orientieren. Oft bleibt ihnen, so scheint es, gar keine andere Wahl, da offenbar Konsequenzen zu befürchten sind, wenn die vertrauten Pfade der Interaktion verlassen werden. Deutlich ist, dass Zugehörigkeitszuschreibungen in jeder Interaktion stattfinden. Allerdings werden sie nur unter bestimmten Umständen kritisch und prekär für die Betroffenen. Anstatt wie selbstverständlich davon auszugehen, dass wir wissen, was es bedeutet, 'Migrant/in zu sein', 'Fremd zu sein', 'Anders zu sein', muss zunächst die Frage geklärt werden, warum eigentlich bestimmte Zugehörigkeiten zugeschrieben werden und eine bestimmte Bedeutung erlangen. Hier hilft es weiter, davon auszugehen, dass Zugehörigkeitszuschreibungen zugleich auch machtvolle Zugehörigkeitsfeststellungen sind und dabei alltägliche Interaktionspraktiken mit objektiven Ordnungsweisen verknüpft werden. Die objektiven Ordnungsweisen drücken sich in subjektiven Praktiken und Zugehörigkeiten so aus, dass es scheint, als hätte man es hier mit 'zwei Seiten einer Medaille' zu tun. Auf Grundlage dieser Theorieskizze wird also ein anderer Blick auf interkulturell-pädagogisches Agieren und auf Migration möglich; ein Blick, der ein Handeln und Reflektieren unterstützt, das die Verschiedenheit der Möglichkeitsbedingungen von Menschen ernst nimmt.