Nachgefragt
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AuszugNachgefragt wird in diesen vorwiegend publizistischen Notierungen aus den Jahren nach 1989/90 in doppelter Hinsicht: einmal meinen eigenen Ansichten von den hier behandelten Gegenständen, wie ich sie früher dargestellt oder bedacht habe, und die sich entweder bewährt und als richtig erwiesen haben oder der Ergänzung oder Korrektur bedurften. Zweifellos spielten die seit jenen Jahren eingetretenen historischen Veränderungen dabei eine wesentliche Rolle; sie warfen ein neues Licht auf manche Zusammenhänge, hoben Erkenntnisschranken auf und ermöglichten so neue Einsichten. Zum anderen wird in ihnen der vorherrschenden öffentlichen Meinung nachgefragt, deren Deutungshoheit in Sachen Literatur und Literaturwissenschaft in dieser Zeit nicht weniger dominant war, als das zuvor der Fall gewesen ist. Die ausschlaggebenden Medien und eine in den neuen Ländern der Bundesrepublik Deutschland gründlich bereinigte Literaturwissenschaft gaben sich alle Mühe, ein Bild der Literatur zu zeichnen, das den veränderten Verhältnissen entsprach. Dem konnte ich nur selten folgen. Auch der einsetzenden Ignoranz gegenüber manchen Autoren, insbesondere solchen, die eng mit der Arbeiterbewegung oder mit der Entwicklung der DDR verbunden waren, versuchte ich nach Kräften entgegen zu wirken. Wenn dennoch Reflektion und Polemik als Ausdruck dieses Nachfragens verhältnismäßig knapp angelegt sind, zumeist eher indirekt erfolgen, so hat das mit dem Charakter der meisten hier ausgewählten Arbeiten zu tun, der sich daraus ergibt, dass sie für die Tagespresse geschrieben wurden. Sie hatten vorrangig Informationsbedürfnisse zu befriedigen, mussten sich auf die Gegenstände selbst beziehen. Weiterführende Überlegungen oder wissenschaftliche Nachweise gar waren selten möglich.