Bilder zu Goethes "Faust": Moritz Retzsch und Dante Gabriel Rossetti
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„Recht interessante und geistreiche Umrisse zu Faust“, so charakterisierte Goethe in einem Brief an seinen Verleger Cotta die Illustrationen des Dresdner Porträt- und Historienmalers Moritz Retzsch (1779–1857) zu seiner Tragödie. Die Zuspitzung zu einer Liebesgeschichte mit Gretchen als Opfer bedingte vor allem in England eine positive Rezeption der Umrisszeichnungen. In der Figur Gretchens sah man eine andere Clarissa Harlowe, Samuel Richardsons verführte Unschuld in dessen gleichnamigem Roman. Einzelne Zeichnungen wurden zur Folie für die Beschäftigung Dante Gabriel Rossettis (1828–1882) mit „Faust“. Die vorliegende Studie stellt zum ersten Mal alle im Zusammenhang mit Faust entstandenen Werke Rossettis vor, darunter überwiegend Zeichnungen und als Höhepunkt das Gemälde „Lady Lilith“, das sich vom Text völlig löst. Bis 1846 kreist Rossetti um die Dimension des Unheimlichen, in den Jahren danach fokussiert sich sein Interesse auf die inneren Konflikte Gretchens. Die letzte Phase steht im Zusammenhang mit der Entdeckung der „femme fatale“. Rossetti verschränkt seine Frauendarstellungen mit seinen eigenen Lebensumständen. Die Frau, Hure und Hexe, wird zur Projektionsfläche für Männerängste und Männerlüste, eine Dimension, die schon bei Goethe angelegt ist.