Flexibel aus Tradition
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Seit den ersten ethnologischen Untersuchungen Mitte der 1930er Jahre wurde der Südwesten Äthiopiens zu einem Schwerpunkt deutscher Forschungen. Damit haben wir den seltenen Fall einer 70 Jahre währenden kontinuierlichen Forschung über eine ehemals bäuerliche Gesellschaft Südwest-Äthiopiens, deren Mitglieder heute großenteils in Diasporagemeinden leben. Als Zielsetzungen ergaben sich daraus für das Werk die beschreibende Interpretation der Burji-Gesellschaft (Außen- und Innensicht) einschließlich ihrer Veränderungen im genannten Zeitraum. Daran schließen sich Betrachtungen über den Wandel ethnologischer Ansätze an, die zur kritischen Reflexion der Forschungskonzepte herausforderten. Im Laufe ihrer Geschichte entwickelten die Burji auf der Grundlage eines intensiven Dauerfeldbaus eine komplexe Wirtschaftsweise, einhergehend mit einer Sozialstruktur aus vielfältig ineinandergreifenden Institutionen, die keiner zentralen Führung bedurften. Dies ermöglicht ihnen bis heute den flexiblen Umgang mit ökonomischen und politischen Veränderungen. Die Studie über die Burji ist als markantes lokales Beispiel für die Bandbreite möglicher Reaktionen auf globale Beeinflussung anzusehen, das Geltung über den Einzelfall hinaus erlangt und die Gefahren gesellschaftlicher Pauschalisierungen deutlich macht.