Technische Kulturen oder kultivierte Technik?
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Die Interdependenz zwischen Technik und Kultur wird bereits seit langem in verschiedenen transdisziplinären Wissenschaftskontexten diskutiert. In Anbetracht einer Welt mit zunehmend globalem Techniktransfer und sich damit auch weltweit auswirkenden Folgen technischen Handelns auf (andere) Kulturen erlangt diese wechselseitige Beziehung eine neue Signifikanz: Technisches wird zunehmend in seiner “Kulturalität” (als Kulturform), Kultur (auch) in ihrer “Technizität” (Technikförmigkeit) analysiert und interpretiert. Wie aber lassen sich die wechselseitigen Einflüsse zwischen Technik und Kultur sichtbar machen? Welche Kulturverständnisse und welche Technikverständnisse sind zur Analyse der kulturellen und technischen Wirkfaktoren geeignet? Welche Rolle spielen kulturelle Kontexte wie etwa Sprache, Geschichte und (soziale) Institutionen oder Konventionen in Form von Kommunikations-, Denk-, Empfindungs- und Handlungsmustern bei der Entstehung und Nutzung bzw. Verwendung von Technik? Inwiefern beeinflussen Visionen und Leitbilder den Entwicklungsprozess von Technik und sind diese kulturspezifisch? Dies sind einige der zentralen Fragen aus dem Spannungsfeld von Kultur und Technik, denen sich der vorliegende Band aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive nähert. Die wechselseitigen Bedingungs- und Beeinflussungsverhältnisse von Kultur und Technik werden dabei Fallvergleichend anhand der Entstehung und Nutzung des Internets als netzbasierte Kommunikationstechnik in Deutschland und Russland detailliert historisch und empirisch untersucht. Hierfür kommt das im Rahmen dieser Untersuchung entwickelte Konzept der “kultivierten Technik” zum Tragen, das neue Möglichkeiten der Untersuchung von Wechselwirkungen zwischen Kultur und Technikentwicklung und dem kontextuell geprägten Umgang mit Technik eröffnet.