Emotionsökonomie
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Die Ökonomie betrachtet menschliches Verhalten seit Jahrzehnten fast ausschließlich durch die Brille des so genannten „Homo Oeconomicus“, der seinen eigenen Vorteil sucht und dabei vollkommen rational agiert. Dabei scheint es aber auf der Hand zu liegen, dass ökonomische Prozesse vom Menschen erdacht, gesteuert und umgesetzt werden, so dass solche Prozesse einer starken emotionalen Färbung unterliegen. Eine Ausklammerung solcher Überlegungen würde einer fehlenden Akzeptanz von Emotionen, wie Neid, Gier, Empathie, Angst oder Vertrauen, in zwischenmenschlichen ökonomischen Beziehungen gleichkommen. Gerade in Zeiten, in denen es an den Finanzmärkten ordentlich kriselt, ist eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Thema Emotionen in dieser Branche unumgänglich. Bank- und Versicherungsberater, die ihre Kunden emotional „abholen“, haben in Zukunft größere Chancen, erfolgreich zu agieren. Führungskräfte in Banken und Versicherungen müssen verstehen, dass Stimmungen und Verhaltensweisen der Mitarbeiter ein Spiegelbild des Führungsverhaltens sind. Hier gilt es, ein „Mehr“ an Vertrauen, Intuition und Moral sowie ein „Weniger“ an Kontrolle und Angst aufzubauen. Auch in anderen Funktionsbereichen der Finanzindustrie, wie Risikomanagement oder Marketing, sollte der „Faktor Mensch“ eine wichtigere Rolle einnehmen. Nicht umsonst ist das Thema Wirtschaftskriminalität meist eine Folge von motivationalem Verhalten, welches in Controlling- und Risikomanagementsystemen der Finanzbranche zu wenig Beachtung findet. Ebenso können Marketingversprechen nur wirken und vertrauenswürdig sein, wenn sie sich zum einen wieder persönlich mit dem Menschen auseinandersetzen und zum anderen auch ehrlich gemeint sind.