Die Frühmittelalterlichen Grabfunde Kärntens
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Das Kärntner Frühmittelalter, also jene Zeit vom Ende der römischen Antike bis zur Festigung des Herzogtums Kärnten im 11. Jahrhundert, stellt eine der interessantesten und entwicklungsreichsten Epochen der Landesgeschichte dar. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden etwa 70 Gräberfelder bzw. Friedhöfe mit insgesamt knapp 500 Bestattungen und etwa 1000 Beigaben erschlossen, aufgearbeitet und mit moderner Methodik analysiert. Der Autor ist dabei auch der Frage nachgegangen, auf welche Art und Weise die Einwanderung slawischer Bevölkerungsteile und deren „Verschmelzung“ mit einer autochthonen, polyethnischen Bevölkerung zu einer Gens, die den Namen der „Karantanen“ führt, vonstatten ging. Das Fundspektrum zeigte hier gerade für die oftmals so bezeichneten „dunklen Jahrhunderte“ der eigenständigen slawischen Herrschaft eine überraschende Komplexität an. Hochwertige Waffenimporte aus fränkischen Hightechschmieden ergänzen sich mit prestigeträchtiger, awarisch-byzantinischer Gürteltracht und elitärem, orientalischem Frauenschmuck aus Gold, wie er sogar einer oströmischen Kaiserin würdig wäre. Mit der Christianisierung und der Eingliederung in das Karolingerreich ändert sich die materielle Kultur der Karantanen, sodass sich im 9. und 10. Jahrhundert eine weitreichende Mode entwickelt, die auch über den Ostalpenraum hinaus verbreitet ist. In der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts ist die kirchliche Infrastruktur bereits so weitläufig ausgebaut, dass die Bevölkerung praktisch nur mehr auf dem Kirchenfriedhof bestattet und Gräberfelder ohne Kirchenanbindung aufgegeben werden. Beigaben bzw. Schmuckgegenstände finden nur mehr im allerseltensten Fall ihren Weg mit ins Grab.