Feste und Proteste
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Mit verschärfter Dringlichkeit stellte sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für spanisch- und portugiesischsprachige Künstler und Intellektuelle in Lateinamerika die Forderung nach einer charakteristischen nationalen Kultur ihrer Heimatländer. Nach über hundertjähriger politischer Unabhängigkeit galt es, Werke zu schaffen, die sowohl den internationalen Avantgarden als auch den eigenen Traditionen verpflichtet sein sollten. Die entscheidende Rolle innerhalb des literarischen Moderne-Projektes spielte erstaunlicherweise der Rückgriff auf autochthone Musikgenres: Im unerhörten Zusammenspiel von Literatur und Musik feiern sprachliche Feste und Proteste selbstbewusst im Zeichen von Widerspruch und Differenz zu Europa ihre nationalen wie lateinamerikanischen Identitäten. Vier Autoren aus verschiedenen Regionen Lateinamerikas werden beispielhaft vorgestellt und Verbindungslinien zwischen ihnen aufgezeigt. Die Funktion der Musik in den literarischen Schöpfungen des Argentiniers Jorge Luis Borges, des Brasilianers Mário de Andrade, des Kubaners Alejo Carpentier sowie des Peruaners José María Arguedas entpuppt sich dabei als herausragendes Element der Transkulturation in Lateinamerika.